Verdrängungsgesellschaft

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“ Diesen Satz haben wir alle schon gehört und angewendet – oder? Doch wie fatal sind solche Sätze mit denen wir unser Gegenüber (meist Kinder) „trösten“ wollen?

 

Spoiler: Nicht umsonst, sind die Wartelisten der Psychologen überfüllt, sowohl für Kinder und Jugendliche, als auch für Erwachsene.

 

Das Thema Gefühle wird (wenn überhaupt) nur im Sachunterricht zeitlich begrenzt gelehrt. Dabei ist das (Er)Kennen und Annehmen von Gefühlen so maßgeblich für die Persönlichkeitsentwicklung und das soziale Miteinander und sollte tagtäglich seinen Platz in der Schule finden.

 

Fröhlichkeit, Traurigkeit, Wut oder Enttäuschung sind Gefühle die es anzunehmen gilt, doch als Kind lernen wir schnell, dass manche Gefühle nicht immer und überall erwünscht sind. Beispiele finden wir ab dem frühkindlichen Alter, wenn ein Kleinkind hinfällt und aufgrund von Schmerz oder auch „nur“ dem Schreck anfängt zu weinen. In diesen Situationen neiden wir zur Sätzen wie „Ist nicht schlimm“ „Alles gut“ „Komm ich puste dein Aua weg“, um Trost zu spenden – wir wollen ja niemanden leiden sehen. Was lernt das Kind? „Ah Mama sagt, das Gefühl ist gar nicht da – da kann gar kein Schmerz oder Schreck sein. Mein Gefühl ist falsch.“

 

Es geht weiter in der harten Welt der Kindergarten-Eingewöhnung und endet im Unterricht, wo jeder Gefühlsausbruch störend wirken kann. „Jens, bitte lass deine schlechte Laune zuhause.“ „Ok, das war lustig, aber jetzt konzentriert euch wieder.“ „Hast du dir wehgetan? Zeig mal – ach da ist nix, alles gut, weiter geht’s“. Wir wollen trösten und schnell weiter machen – warum? Weil wir es selbst so gelernt haben und nun nicht mit starken Gefühlen anderer umgehen können.

Emotionaler Rucksack

Behalten Kinder und Jugendliche diese Gefühle (vor allem die negativen) für sich, wird der Rucksack voller nicht gefühlter Probleme, Ängste und Sorgen auf dem Rücken immer größer und schwerer. Dieser Rucksack wird später zum Problem, er kann verhindern, dass wir gesunde Beziehungen führen, gute Entscheidungen für uns treffen und er sorgt dafür, dass wir Probleme an die nächste Generation (oft unbewusst) weitergeben. Er sorgt dafür, dass man das Leben nicht in allen Zügen auskosten kann, wenn m.an ihn zu voll werden lässt oder ihn nicht zwischendurch „aufräumt“.

 

Herausforderungen, die die genannten Probleme, Ängste, Sorgen und andere Gefühle mit sich bringen, sind normal. Wir können niemanden davor bewahren. Manchmal sind sie hausgemacht, manchmal kommen sie von außen – doch IMMER können die Gefühle erkannt und angenommen werden. Wir können an ihnen wachsen.

Was sind Gefühle?

Da sind sich weder Therapeuten noch Wissenschaftler so 100% einig. Ich persönlich mag die Definition von Autorin Vivian Dittmar: Man beschreibt damit eine Empfindung, die durch eine Interpretation aus dem Moment heraus entsteht und die in diesem Moment eine bestimmte Funktion erfüllt. Beispiel: Ich komme nach Hause, der Abwasch ist nicht gemacht, ich interpretiere das als »falsch« und erzeuge dadurch Wut. Diese Wut gibt mir die nötige Energie, etwas dagegen zu unternehmen, etwa selbst abzuspülen oder meinen Mitbewohner darauf anzusprechen. (Quelle: Buch „Der emotionale Rucksack“ von Vivian Dittmar; https://viviandittmar.net/buecher/der-emotionale-rucksack/ zugegriffen am 29.10.2023)

 

Wie können wir über Gefühle sprechen?

Der erste und einfachste Schritt ist das Visualisieren von Gefühlen. Eine ganz kurze Gefühlsrunde zu Beginn der Stunde gibt Aufschluss über das Befinden deiner Lerngruppe. So kann man bei Bedarf über Sorgen oder Ängste sprechen, Rücksicht nehmen, vielleicht auch trösten oder ähnlich für eine Änderung sorgen. Das wiederum kann zu einem starken Zusammenhalt und ein gutes Lernklima beitragen.

3 Tipps für das Visualisieren von Gefühlen im (Sport)Unterricht:

 

1,2 oder 3 – bist du gut drauf?

Bereite zwei Smileys vor die du an jeweils gegenüberliegende Wände befestigen kannst (oder einfach auf den Boden legst). Eines lächelt und steht für „mir geht’s richtig gut“ – dem anderen geht es entsprechend „überhaupt nicht gut“. Nun können sich die SchülerInnen aufstellen zwischen den zwei Wänden – je nachdem, wie sie sich fühlen.

 

Das kannst du so „stehen lassen“ oder fragen ob jemand was über seine Gefühle sagen möchte. Alternativ kann man auch drei farbige (Moosgummi) Matten auf den Boden legen grün – gelb – rot. Grünt steht für „Super gut drauf“ – rot für „Gar nicht gut drauf“. Die Positionierung sagt erst einmal nichts über die Gefühle aus, kann aber als Einstieg dienen, darüber zu sprechen.

 

Gefühlswäsche

An einer langen Leine hängst du verschiedene Gefühle auf z.B. Angst, Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Freude, Neugierde, Aufregung, Ärger, Überraschung o.a. (das kann sich auch weiterentwickeln). Alle SchülerInnen haben eine Wäscheklammer mit ihrem Namen drauf und können diese nun entsprechend an der Leine positionieren. Auch hier kann es Sinn machen, über einzelnen Gefühle zu sprechen – z.B. Könnte jemand Angst vor der Prüfung heute haben – oder es gibt ein Trauerfall bei einem Schüler, von dem du nichts wusstest oder ein Streit zwischen SchülerInnen, denn es zu schlichten gilt.

Es empfiehlt sich auch ein Fragezeichen aufzuhängen – denn manchmal kann man seine eigenen Gefühle nicht wirklich einschätzen.

Außerdem könnten die Klammern über den Tag hinweg auch ihre Position verändern, denn auch das ist wichtig zu vermitteln – Gefühle sind nicht statisch.

Wir haben hier eine kleine Anleitung für dich vorbereitet inkl möglichen Gefühlen zum Ausschneiden. WHEELUP! Gefühlswäsche als PDF

 

Sitzkreis

Die wohl einfachste Methode. Setzt euch zusammen und redet über eure Gefühle. Wichtig ist, dass jeder entscheiden darf ob er darüber reden möchte – niemand sollte unter Druck stehen. Und genauso wichtig ist, dass du ebenfalls über deine Gefühle sprichst, denn so kann auch deine Klasse sich anpassen und z.B. Rücksicht nehmen. Als Unterstützung können Gefühlskarten genutzt werden, die gibt es online in vielen Variation – oder du machst sie selbst.

Muss das denn wirklich sein?

„Das ist doch alles ziemlich übertrieben“ – solche oder ähnliche Reaktionen höre ich oft, wenn ich Methoden für mehr Achtsamkeit in Kita und Schule vorstelle. Viele werfen den jüngeren Generationen vor, sie seien viel zu sensibel. „Früher hat man einfach mal die Zähne zusammengebissen und weitergemacht.“

 

Wer so redet, übersieht allerdings den eigentlichen Grund warum immer mehr Menschen eine professionelle Therapie benötigen. Es zieht sich durch so viele Generationen und genau deshalb gehen so viele Menschen über die Grenzen ihrer Mitmenschen (Gewalt, Armut und Krieg sind das Ergebnis) – wo wir es doch eigentlich besser wissen müssten.

 

Hat Oma ihre Kriegserlebnisse verarbeitet? Hat das Trennungskind später als Erwachsener gelernt, wie man liebevolle Beziehungen aufbauen kann? Hat das kleine korpulente Mädchen nach ihren schulsportlichen Misserfolgen später herausgefunden, dass Bewegung eigentlich total Spaß machen kann? Wahrscheinlich nicht.

 

Wir leben in einer Verdrängungskultur und lernen, dass unsere Gefühle oftmals unpassend sind. Aber egal wie krass wir Gefühle und Emotionen ignorieren und verdrängen, die Folgen werden irgendwann sichtbar: Verletzte Menschen verletzen Menschen.

 

Wenn Gefühle und andere Emotionen verdrängt werden, können u.a. Verletzungen nicht aufgearbeitet werden. Hat man selbst nur selten echte Empathie erfahren, wird man selbst auch keine Empathie für seine Mitmenschen aufbringen können. Hat man gelernt, das eigene Regenfass bis zur Oberkante volllaufen lassen zu könne, erwartet man genau das auch vom Gegenüber, ohne Rücksicht. Hat man seine eigenen Grenzen nie erfahren und behaupten dürfen, akzeptiert man auch nicht die Grenzen des Gegenübers.

 

Sensibilität ist keine Schwäche – sie ist eine Stärke. Lasst uns über Gefühle sprechen – lasst sie uns erkennen, annehmen und regulieren.

 

WHEELUP! YOU.

Diese und andere Fragen habe ich mir letzte Woche als Teilenehmerin beim Fachtag „Mit Resilienz durch den Schulalltag“ in Frankfurt gestellt.

 

Vorweg meine eigenen Gedanken zum Thema Resilienz. Das Wort ist (ähnlich wie „Nachhaltigkeit“) in aller Munde und macht es dadurch oftmals auch etwas „schwammig“ gar nervig…

 

Der Begriff Resilienz stammt aus der Physik und bezeichnet in der Materialkunde Stoffe, die auch nach extremer Spannung wieder in ihren Ursprungszustand zurückkehren. Übersetzt wird er häufig als „Widerstandsfähigkeit“. In der Welt der mentalen Gesundheit steht Resilienz für die Fähigkeit, schwierige Situationen (Krisen oder Katastrophen) ohne dauerhafte Beeinträchtigung zu überstehen.

 

Ich finde den Vergleich von Glas und Luftballon gut. Ein Glas das hinunter fällt, zerspringt in der Regel. Ein Luftballon den ich aufblase, den ich evtl dehne und „stresse“, kann wieder in seine ursprüngliche Form zurückkommen – ggf mit etwas Veränderungen (die aber auch zum Leben dazugehören – jedes Aufblasen, jede Herausforderung, die wir meistern, macht ja etwas mit uns).

Die 7 Säulen der Resilienz

  1. Selbstbewusstsein: Resiliente Menschen glauben an sich. Anstatt zu resignieren, werden sie (pro)aktiv. Aufgrund ihres ausgeprägten Selbstvertrauens gewinnen sie oft noch das Vertrauen und die Bewunderung anderer.
  2. Kontaktfreude: Widrigkeiten und Schwierigkeiten lösen resiliente Menschen gemeinsam mit anderen, indem sie aktiv Partner/innen suchen, die einfühlend sind und stärkenorientiert denken.
  3. Gefühlsstabilität: Resiliente Menschen steuern die eigene Gefühlswelt derart, dass sie hohe Belastungen nicht als Stress, sondern als Herausforderung empfinden. So können sie kurz darauf wieder voll agieren (siehe emotionale Reife).
  4. Optimismus als eine der tragenden Säulen der Resilienz. Resiliente Menschen verallgemeinern bei einer Niederlage nichts; Ihr Motto ist nicht: „Ich schaffe es nie“, sondern sie sagen sich: „Diesmal hatte ich keinen Erfolg, nächstes Mal schon.“ Widerstandsfähige Menschen akzeptieren die Situation wie sie ist, beschönigen nichts, blicken aber weiterhin zuversichtlich in die Zukunft. So bekommt die Krise erst gar kein Schwergewicht, sondern bleibt ein zeitlich begrenztes Ereignis, aus dem man sich selbst herausführen kann.
  5. Handlungskontrolle: Statt impulsiv zu handeln, reagieren resiliente Menschen auf entsprechende Verhaltensanreize kontrolliert und überlegt. Dazu gehört, sofortige Belohnungen zugunsten eines höheren Ziels in der Zukunft aufzuschieben. Im Fachjargon heißt diese Fähigkeit „Gratifikationsverzicht“. Diese Kontrolle ist ebenfalls eine wichtige Komponente der schon erwähnten emotionalen Intelligenz.
  6. Realismus: Resilienz bedeutet, langfristig zu denken und für sich realistische Ziele zu entwickeln. So können sie von temporären Wendepunkten im Leben, wie zum Beispiel dem Tod der Eltern oder einem unfreiwilligen Berufswechsel, nicht aus dem Gleichgewicht geworfen werden. Weil Sie sich schon gedanklich auf ihr Leben „danach“ vorbereiten, meistern sie diese Herausforderungen souveräner und schneller. Aus der Desaster-Forschung (die gibt es wirklich) weiß man heute: Resiliente Menschen sehen das Unheil nicht durch eine rosarote Brille. Vielmehr gehen sie konstruktiv mit ihrem Schmerz, mit der Tragödie um (siehe: realistischer Optimismus).
  7. (7) Analysestärke: Resiliente Menschen sind imstande, eingefahrene Denkpfade zu verlassen. Sie können die Ursachen eines negativen Erlebnisses genau identifizieren und analysieren. Das hilft ihnen, zukunftsorientiert damit umzugehen und so alternative und oft bessere Lösungen zu erkennen. (Mai, 2020)

 

Mach‘ den Test

Ich habe für dich aus den Säulen ein paar Fragen erstellt, die zeigen können (!) wie resilient du bist – natürlich kannst du den Test auch mit deiner Klasse machen. Er bietet eine gute Grundlage mit ihnen über das Thema Resilienz zu sprechen und gemeinsam zu überlegen, welche Vorteile die Eigenschaften der Resilienz haben und wie man sie erlangen kann.

 

  • Ich kann schlechte Momente in meinem Leben akzeptieren.
  • Ich habe Ziele vor mir (das müssen keine Lebensziele sein – es reicht auch ein Ziel am nächsten Tag zu haben).
  • Ich weiß, dass ich Stärken und Fähigkeiten besitze.
  • Ich habe Freunde, die für mich da sind.
  • Ich weiß, dass ich mein eigenes Leben bestimmen kann.
  • Ich glaube an mich, auch wenn ich einmal keinen Erfolg habe.
  • Ich glaube daran, dass ich wertvoll auf dieser Welt bin.
  • Ich suche Lösungen für Probleme und Herausforderungen.
  • Ich bin stolz auf meine Stärken.
  • Ich kann unter Stress leistungsfähig sein.

 

Warum brauch es nun dieses ganze „Resilienz-Zeugs“?

Man spricht in der Mentalen Gesundheit auch von der emotionalen Intelligenz. Es geht nicht darum, immer alles positiv zu sehen, es geht auch um Akzeptanz. Denn das ist eine Ressource die uns oftmals nicht nachhaltig genug beigebracht wird. Akzeptanz von Situationen, dass es nicht immer perfekt sein muss, dass es auch Niederlagen gibt im Leben und dass man aus Fehlern lernt.

 

Sich mit den Resilienz-Säulen zu beschäftigen, auseinander zu setzen – ist der erste Schritt.

 

Sei der Luftballon – komm‘ in die Veränderung. Überlege selbst was dich in deinem Leben vielleicht stört oder welche Herausforderung dich gerade gefühlt „erschlägt“. Sei ein Vorbild, fang bei dir selbst im Kleinen an und zeig es anschließend auch gerne deinen Schüler/innen.

 

Es geht z.B. auch darum, sich bewusst zu machen, wie ist meine berufliche Situation? Möchte ich sie ändern? Dann gehe ich dafür los.

 

Wie ist meine familiäre Situation? Möchte ich etwas daran ändern? Dann übernehme ich Verantwortung und gehe dafür los. Sprich darüber, wie du leben möchtest und erkenne, was dich wirklich stört

 

Werde zum Luftballon, der trotz Herausforderungen und Krisen wieder in seine ursprüngliche Form findet.

Welche Fertigkeiten, kannst du in deinem Unterricht vermitteln, um wie der Luftballon wieder zurück zu kommen zum Ursprung.

 

Frau Prof. Dr. Hanna Christiansen hat in ihrem Vortrag ein paar tolle Merkmale für einen Resilienz-fördernden Unterricht genannt, die ich mir merken konnte:

 

Positive Beziehung zu Lehrkräften

Fühlen sich Schüler/innen gesehen und gehört, respektiert und wertgeschätzt, hat das großen Einfluss auf ihr Wohlbefinden und Lernverhalten. Dazu gehört auch, dass Grenzen und Regeln in einer Klasse gemeinsam festgelegt werden und die Lehrkraft auf die Einhaltung dieser achtet (beidseitig).

 

Respekt und wertschätzende Kommunikation, so wie das richtige Reagieren in Konfliktsituationen haben oftmals sehr viel mit der Selbstregulation zu tun. Das bedeutet, du musst gut auf dich selbst achten und dich regulieren – nur dann kannst du eine positive Beziehung zu deinen Schüler/innen aufbauen.

 

Verstehbarkeit und Bedeutsamkeit/ Sinnhaftigkeit

Natürlich gibt es Kinder, die lernen einfach XY weil man es ihnen sagt und sie anschließend mit Noten beurteilt. Aber wirklich intrinsisch motivieren können wir unsere Schüler/innen nur, wenn sie verstehen, was sie da lernen sollen. Wenn wir ihnen die Schwierigkeiten im Lernprozess erläutern und ihnen die Lösbarkeit vermitteln. Dazu gehört auch, z.B. ihnen den Lehrplan am Anfang eines Schuljahres mal kurz vorzustellen und darauf einzugehen, warum XY wichtig ist und was es für die eigenen Zukunft bedeuten kann oder welche Fähigkeiten und Fertigkeiten damit vermittelt und ausgebaut werden.

 

Aufbau und Stärkung von Problemlösestrategien

Ein Thema das mir im Alltag mit jungen Menschen oft begegnet. Es fehlen Ressourcen, um Probleme zu lösen oder Herausforderungen anzugehen. Hier hat sich das Unterrichten in Deutschland schon versucht anzupassen – weniger frontal alles vorgeben, demonstrieren, auswendig lernen – hin zur eigenen Erarbeitung von Themen und der Anwendbarkeit von Strategien. Viele Kinder befinden sich oftmals in eienr gefühlten Ohnmacht, wenn sie vor einer Herausforderung stehen. Hilf ihnen Schritt für Schritt den eigenen Weg zu erkennen. Gar nicht so leicht. ????

 

Am Ende noch ein Appell an Universitäten, Studienseminare und Co. Die Fähigkeiten resilienz-fördernd zu unterrichten, sollten unbedingt Teil der Lehrkräfteausbildung sein. Sie bildet nicht nur die Basis emotionaler Intelligenz – die fördert auch ein gutes Klassen- und Lernklima.  Und davon profitieren alle!

 

Quellen:

BMZ Lexikon https://www.bmz.de/de/service/lexikon/70564-70564#:~:text=%C3%9Cbersetzt%20wird%20er%20h%C3%A4ufig%20als,ohne%20dauerhafte%20Beeintr%C3%A4chtigung%20zu%20%C3%BCberstehen.) R&E-SOURCE https://journal.ph-noe.ac.at Online Journal for Research and Education Ausgabe 15, April 2021, ISSN: 2313-1640

Wenn du zurück an deine Schulzeit denkst, welche Lehrkräfte sind dir in Erinnerung geblieben? Meistens die besonders beliebten und die, die naja weniger beliebt waren… Widmen wir uns deiner Lieblingslehrkraft und nenne mir drei Eigenschaften.

 

Ich könnte wetten, eine davon ist HUMOR.

 

Keine Angst, ich möchte dich nicht auffordern zum Schul-Kabarettist zu werden – nein viel mehr möchte ich dir in diesem Blog den Effekt von gut dosiert eingesetzten Humor im (Sport)Unterricht erläutern und dich motivieren, es selbst zu testen.

 

Humor ist eine wichtige Komponente der positiven Psychologie und des Sozialverhaltens. Und, dass „Lachen ist gesund“ nicht nur ein Sprichwort ist, kann man u.a. hier nachlesen:

 

AOK Gesundheitsmagazin Lachen fördert die Konzentration und wirkt sich positiv auf Lunge und das Immunsystem aus. Außerdem fördert es Glückhormone, von denen wir doch alle mehr wollen ????

 

Hier also meine 10 Tipps für dich – ohne groß bla bla.

Bleibe authentisch

Das ist das Wichtigste. Es geht nicht darum, 20 Witze parat zu haben oder den Clown zu spielen. Finde heraus, wie dein eigener Humor aussieht. Vielleicht bist du ein Mensch mit dem Hang zu Ironie oder Sarkasmus – vielleicht aber auch wirklich eher der Witzeerzähler. Oder nutzt du gerne Bilder und Videos um deine Mitmenschen zu begeistern? Finde es heraus.

 

Außerdem sollte dein Humor nicht vom eigentlichen Thema ablenken – also Witze zu reißen, die komplett vom Unterrichtsstoff ablenken sind kontraproduktiv. Viel mehr kannst du versuchen, passenden Humor in den Unterricht und das Thema einfließen zu lassen. Also vielleicht gibt es einen guten Comic zu deinem Thema oder ein lustiges Pannen-Video zum Hochsprung à la „So sollte das heute bitte nicht laufen“.

Mach‘ dich locker

Und das meine ich nicht nur im übertragenen Sinne. Lockere vor dem Unterricht – oder noch besser zu Beginn deines Unterrichts mit allen zusammen – deinen Körper. Entkrampfe deinen Kiefer, massiere deine Wangen, gähne und strecke dich. Atme bewusst und tief durch die Nase ein, halte einen Moment und atme langsam über den Mund wieder aus. Danach wirkst du weniger verkrampft, fühlst dich freier und gibst deinem Körper Raum – z.B. für Humor und Spaß.

 

Warum haben viele Lehrkräfte Angst vor „Lockerheit“? Weil uns gelehrt wird, dass wir dann keinen Respekt erhalten. Das ist Unsinn. Respekt erhältst du nicht durch Strenge, sondern durch Akzeptanz und Authentizität. (Dazu folgt bald ein neuer Blogbeitrag)

 

Finde deinen eigenen Stil

Die Humorforschung (ja wirklich, die gibt es) unterscheiden 8 Typen von Humor:

 

Ironie, Satire, Sarkasmus, Zynismus, wohlwollender Humor, Nonsense, Witz und Spass (higgs. S. Quelle)

 

Kennst du deine bevorzugten Stile? Oder brauchst du vielleicht noch etwas Support? Wie wäre es mit einem Buch oder sogar einem Humor-Training. Ja, das gibt es. Man kann Humor erlernen.

 

Einige Tipps sind z.B. eine Art Tagebuch zu führen über seinen Humor (was hat dich heute selbst zum Lachen gebracht, womit konntest du jemanden zum lachen bringen), Umgib dich mit witzigen und fröhlichen Menschen, nimm dir Zeit für lustige Aktivitäten (lustig-lockere Literatur, witzige Podcasts, Comedy-Shows).

 

Überdenke bösartigen Humor

Ich muss zugeben, dass mein Humor auch hin und wieder auf Kosten anderer basiert. So erzähle ich gerne Pannen und Missgeschicke meiner Teammitglieder. Die kennen mich und wissen damit umzugehen.

 

Bei SchülerInnen kann das auch schnell nach hinten losgehen. Versuche unebdingt deinen Humor also nicht auf Kosten einzelner SchülerInnen zu präsentieren, indem du Bemerkungen über Körper, Religion, Gewalt oder Krankheiten anderer machst. Verzichte auf grenzüberschreitenden Humor – und Achtung, Grenzen können ganz individuell sein. Geht es doch einmal daneben – entschuldige dich.

 

Nutze Humor für Regeln

Regeln sind doof und es gibt einfach zu viele davon – besonders für deine Schülerinnen. (Reflektiere das gerne mal – welche Regeln müssen SchülerInnen jeden Tag beachten von Pünktlichkeit über Still sitzen bis hin zu Melden und Toilettengängen). Versuche deine Regeln zu verpacken – z.B. in Übertreibungen.

 

Statt: „Beim Rausgehen bitte nicht Drängeln oder Schupsen“

 

z.B.: „Wer jemanden beim Rausgehen berührt, muss wieder zurück an den Anfang“.

 

Statt: „Alle mit dem Anfangsbuchstaben A-D stellen sich dort auf.“

 

z.B.: „Alle die heute morgen Müsli hatten, stellen sich dort in die Reihe.“

 

Übertreib‘ es bitte (nicht)

Was wäre denn, wenn du dich selbst einmal richtig zum Affen machst. Lass die ersten 10 Minuten im Sportunterricht Musik laufen und tanz selbst mal so ausgelassen, wie nur möglich, durch die Halle. Du wirst sicherlich einige Lacher kassieren, aber vielleicht motivierst du deine SchülerInnen selbst „loszulassen“ – auch das ist eine Art von Humor.

 

Oder suche dir lustige Aufgaben in deinem Sportunterricht: Statt den typischen Bocksprung macht ihr heute Tier-Bocksprung. Bei jedem Sprung über den Bock müssen deine SchülerInnen ein Tiergeräusch machen. Wenn du Glück hast, passiert etwas Zauberhaftes: Deine SchülerInnen sind so mit dem Spaß beschäftigt, dass sie vergessen, dass sie den Bocksprung eigentlich blöd finden und vielleicht gar nicht können.

Achtung Alterststufen

Nicht jeder Humor kommt in jeder Altersstufe gleich an. GrundschülerInnen können Ironie oder Sarkasmus noch nicht erkennen. Evtl halten sie also die Ironie für die Wahrheit … oder dich für einen Lügner/ eine Lügnerin ????

 

Wohingegen in der Oberstufe einige Witze schnell uncool wirken. Hier musst du die Art des Humors und die Dosierung beachten und dich ausprobieren.

 

Oftmals hilft es zu schauen, was deine Altersgruppe in ihrer Freizeit interessiert und dich dann an Lerngegenstands-bezogenen Humor zu versuchen. Also wenn z.B. bei TIK TOK gerade wieder eine mega lustige Tanz-Challenge läuft, dann binde Sie in den Sportunterricht ein.

 

Ferienfieber

Und wenn wir dann wieder Richtung Ferien unterwegs sind und der typische „Filme-Tag“ gekommen ist, dann sucht euch doch einen richtigen Lacher aus als Abschied in die Auszeit und lacht gemeinsam nochmal laut und ungehalten. Das verbindet!

 

Manchmal hilft kein Humor

Diesen Moment darfst du nicht verpassen. Es gibt ernste Themen. Wenn z.B. deine SchülerInnen gewalttätig werden, kannst du das selten mit Humor lösen. Das sind Grenzüberschreitungen und die müssen besprochen werden ohne Sinn für Humor.

 

Last but not least

Noch ein gaaaaanz wichtiger Tipp aus eigener Überzeugung: Sei Vorbild und LACHE!

 

Lachen kann nicht nur dich selbst glücklich machen, sondern auch ansteckend wirken und Freude verbreiten.

 

WHEELUP! YOU.

 

Quellen:

Wie dein Humor mit deiner Persönlichkeit zusammenhängt | higgs | https://www.higgs.ch/wie-dein-humor-mit-deiner-persoenlichkeit-zusammenhaengt/33265/

Ein Gastbeitrag von:

Manuela Richter-Werling; Gründerin und Geschäftsführerin von Irrsinnig Menschlich e. V.

Die gute Nachricht: Für immer mehr Lehrkräfte ist die psychische Gesundheit ihrer Schüler*innen verstärkt durch die Pandemie und die weiteren andauernden Krisen ein zentrales Thema geworden. Die Not ist größer geworden und damit der Druck, Abhilfe zu schaffen.

 

Die „schlechte“ Nachricht: Viele Lehrkräfte fühlen sich überfordert, haben selber Ängste und Vorurteile gegenüber psychischen Krankheiten und den davon betroffenen Menschen. Deshalb fällt es ihnen oft schwer, psychische Krisen „normal“ anzusprechen. Viele Lehrkräfte wissen nicht, was ihre Rolle im Zusammenhang mit psychischen Krisen von Schüler*innen und/oder Eltern ist: „Feuerlöscher*in“? Therapeut*in, Krisenaufdecker*in? Dementsprechend gibt es kaum Handlungssicherheit, obgleich sich viele Lehrkräfte rund um die Uhr für ihre Schüler*innen engagieren und sich dabei auch selber überfordern. Es gibt kaum Zeit, sich dem psychischen Wohlbefinden in der Schule als Grundlage für gutes Lernen und Schulerfolg systematisch und nachhaltig zu widmen. Lehrkräfte brauchen dafür aber dringend Zeit und die notwendige professionelle Unterstützung.     

 

Hier ein paar aktuelle Schlaglichter aus unseren Programmstandorten von „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“:

 

»Lehrkräfte wirken ausgelaugt, kaputt, überfordert, da nahezu fast alle Schüler*innen belastet sind.« Annika Menzel, »Verrückt? Na und!«, Standort Halle/Saale

 

»Der Substanz- und Medienkonsum ist während der Pandemie stark gestiegen, das macht uns große Sorgen.« Silke Nöller, »Verrückt? Na und!«, Standort Erfurt

 

»Von den Schüler*innen wird das gleiche erwartet wie vor der Pandemie, ohne auf die Schwierigkeiten einzugehen. Fachkräfte sowie Klassen fühlen sich mit diesen

 

Herausforderungen von Politik und Gesellschaft alleine gelassen.« Britta Schilhanek, »Verrückt? Na und!«, Standort Stuttgart

Facts

Psychische Erkrankungen sind Volkskrankheiten: Etwa 50 % aller Menschen in Deutschland entwickeln im Laufe des Lebens eine psychische Krankheit. Psychische Erkrankungen sind mittlerweile der zweithäufigste Krankheitsgrund. Jährlich erfüllt mehr als jeder 4. Erwachsene (fast 28 %) in Deutschland die Kriterien einer voll ausgeprägten Erkrankung.

 

Die jüngere Generation ist am häufigsten betroffen: Etwa 80 % aller psychischen Erkrankungen beginnen in Kindheit, Jugend und jungem Erwachsenenalter. Junge und sozial schlechter gestellte Menschen sind am häufigsten betroffen.

 

Hilfe wird aus Scham selten und spät gesucht: Nur 18,9 % der erwachsenen Betroffenen ist aufgrund ihrer psychischen Beschwerden in professioneller Behandlung! Am häufigsten treten Angsterkrankungen auf, gefolgt von affektiven Störungen wie Depressionen oder durch den Konsum von Alkohol oder Medikamenten ausgelöste Erkrankungen. Studien zufolge hat die Pandemie psychische Belastungen in der Bevölkerung verstärkt, insbesondere bei Heranwachsenden aus sozial schwachen Familien. Der Zugang zu Prävention und Versorgung ist noch schwieriger geworden. Junge Menschen haben noch größere Angst vor Ausgrenzung und Stigmatisierung als Erwachsene und suchen sich deshalb noch seltener Hilfe als Erwachsene!

 

Unglücksfaktor lebenslang. Frühe psychische Probleme, insbesondere Depressionen und Angststörungen, sind für die körperliche und soziale Entwicklung von Heranwachsenden schwerwiegende und nicht selten lebenslange Erkrankungen. Viele der betroffenen Kinder und Jugendlichen zeigen ernsthafte Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen und tragen ein hohes Risiko für gesundheitliche Störungen in ihrer weiteren Entwicklung.

 

Unglücksquelle: Jung und psychisch krank: Suizid ist die weltweit zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen zwischen 15 und 29 Jahren. Bis zu 90 % der Suizide lassen sich auf eine psychische Erkrankung zurückführen.

 

In jeder Schulklasse sind etwa …

 

  • 4 bis 5 Schüler*innen von psychischen Erkrankungen betroffen.
  • 2 bis 5 Schüler*innen, die psychisch kranke Eltern haben.
  • 2 Schüler*innen, die sich um ein (psychisch) krankes Elternteil kümmern.

 

Die Folgen

Heranwachsende mit psychischen Erkrankungen …

 

  • brechen häufiger Schule und Ausbildung ab.
  • sind stärker von körperlichen Krankheiten, Arbeitslosigkeit, Frühberentung, Armut, sozialer Isolation und Suizid betroffen.

 

Stigmatisierung abbauen

Studien zeigen, dass psychisch kranke Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene ein noch schlechteres Ansehen in der Allgemeinbevölkerung haben als psychisch kranke Erwachsene. Diese Befunde verdeutlichen, wie zentral es ist, das Stigma bereits im Kindes- und Jugendalter präventiv anzugehen. Denn Stigmatisierung ist für junge Menschen die größte Hürde, sich Hilfe bei psychischen Problemen zu suchen. Junge Menschen haben oft Angst, sich Hilfe zu suchen, weil sie befürchten, ein Schwächling oder eine Versagerin zu sein, als „Psycho“ abgestempelt zu werden, dass Andere davon erfahren und Gerüchte (im Netz) verbreiten, dass sie Medikamente nehmen müssen, in eine Klinik eingeliefert und nie wieder gesund zu werden, dass niemand mehr etwas mit ihnen zu tun haben will oder dass ihre Familie (noch mehr) belastet und diskreditiert wird.

 

Wirksame Programme zur universellen Prävention psychischer Krisen bei jungen Menschen besondere in der Schule und in der Kinder-und Jugendarbeit sollten deshalb folgende Elemente aufweisen:

 

  • Gestaltung durch (junge) Menschen, die persönlich und beruflich Erfahrungen mit psychischen Krisen und deren Bewältigung haben.
  • Vermittlung von Hoffnung, Mut und Zuversicht. Keine einseitige Konzentration auf Symptome, Diagnosen und Defizite, sondern auf Hilfestrategien.
  • Direkter menschlicher Austausch, verstärkt durch und über soziale Medien.

 

Das wirksamste Mittel gegen die Entmenschlichung durch Stigmatisierung mit all ihren Folgen ist, Menschen mit psychischen Erkrankungen als MENSCHEN sichtbar zu machen.

Unser Präventionsprogramm „Verrückt? Na und! Seelisch fit in der Schule“ setzt genau an dieser Stelle an:

Das Programm besteht im Kern aus jeweils klassenweise durchgeführten Schultagen für Schüler*innen ab Klasse 8 sowie aus Fortbildungen für Lehrkräfte und weiteres schulisches Fachpersonal. Die Schultage und Fortbildungen wirken wie »Eisbrecher«, damit sich Schulen auf den Weg machen, um mit psychischer Gesundheit gute Schule zu machen. Es ermutigt die Teilnehmer*innen und Institutionen, bedürfnis- und lösungsorientiert weiterzuarbeiten sowie sich kommunal mit Akteuren aus Gesundheit, Jugendhilfe und Schule zu vernetzen, die sich für psychisches Wohlbefinden und gutes Aufwachsen von jungen Menschen, insbesondere den vulnerablen Gruppen unter ihnen, engagieren.

 

Das Programm setzt an der Schlüsselstelle und dem Haupthindernis zur Verbesserung der psychischen Gesundheit an: dem Stigma. Das wollen wir abbauen mit dem Ziel, …

 

  • die Diskriminierung von Betroffenen zu reduzieren.
  • das Selbstwertgefühl von jungen Menschen mit psychischen Erkrankungen zu stärken.
  • das Selbstwertgefühl von jungen Menschen psychisch kranker Eltern und von Young Carers

 

stärken. Young Carers sind Kinder und Jugendliche, die regelmäßig chronisch kranken, behinderten, sucht- oder psychisch kranken Familienmitgliedern helfen oder diese pflegen.

 

  • niederschwellige Wege zu Hilfsangeboten und Krisendiensten zeigen.

 

Die zentrale Wirkung besteht in der Verringerung des Stigmas psychischer Krankheiten und in der Folge in einem aufgeklärten Umgang mit seelischer Gesundheit, in einer schnelleren Inanspruchnahme von Hilfe und professioneller Unterstützung sowie in der Verbesserung von Einstellungen und Hilfesuchverhalten!

 

Um diese Wirkung zu erreichen, kooperieren wir dauerhaft mit Schulen sowie verschiedenen Akteuren auf Kommunal- und Landesebene aus den Bereichen psychosoziale Versorgung, Prävention, Gesundheitsförderung, Jugendhilfe und Bildung – damit aus Einzellösungen Verbundlösungen werden!

 

Was wäre, wenn psychische Erkrankungen kein Thema mehr wären, über das zu sprechen unangenehm ist?

Was wäre, wenn es bereits in der Schule Aufklärung und niederschwellige Zugänge zu Hilfen und Krisendiensten gäbe? In der Schule können wir alle Heranwachsenden erreichen und in der Schule werden psychische Auffälligkeiten oft erstmals erkannt! Was wäre, wenn Schule, Jugendhilfe und Anbieter psychosozialer Angebote in Kommunen und Landkreisen beim Thema »Psychische Gesundheit« zusammenarbeiten würden? Dann würden wir in einer Welt leben, in der jeder Mensch weiß, wie wertvoll seelische Gesundheit ist, und auch, wie wir sie erhalten, pflegen und fördern können. Und zwar von klein auf. Als einzelner Mensch, als Gemeinschaft und als Gesellschaft. Niemand wird wegen einer psychischen Erkrankung ausgegrenzt!

Was wir jeden Tag tun können

Die Pandemie und die Folgekrisen zeigen uns, dass Kinder und Jugendliche ein zuverlässiges Netz von erwachsenen Menschen brauchen, die sich kümmern und verantwortlich fühlen: Menschen, die psychische Krisen aufgeklärt und offen ansprechen und damit junge (betroffene) Menschen entlasten. Menschen, die Lebenserfahrungen teilen, Mut machen und die Lotsen ins Hilfesystem sind. Das sind zuallererst die Eltern. In der Schule sind es die Lehrkräfte sowie weiteres pädagogisches Fachpersonal wie Schulsozialarbeiter. Ein gutes Klima in der Familie und ein gutes Schulklima gelten als wichtigste Schutzfaktoren für psychisch gesundes Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen. Auch Erwachsene, die in der Kinder-und Jugendarbeit außerhalb der Schule arbeiten, sind immer stärker als Ansprechpartner von jungen Menschen gefragt. Und das nicht als Behandler oder Therapeuten von psychischem Leid, sondern als Menschen, die für Entlastung und Aufklärung sorgen können, bei Heranwachsenden wie bei Eltern. Ziel ist es, das Hilfesuchverhalten zu verbessern, damit Heranwachsende trotz (psychischer) Krisen oder Erkrankungen ihre Entwicklungsaufgaben wie den Schulabschluss und den Übergang in Berufsausbildung oder Studium schaffen können.

 

Alle Daten zeigen deutlich, wie (über-)lebenswichtig es ist, Kinder und Jugendliche bereits in der Schule darauf vorzubereiten, dass auch sie und ihre Familien psychisch erkranken können. Und wie zentral es dann ist, sich zu helfen zu wissen. Die Schule kann Kinder nicht davor bewahren, Krankheiten und Schmerz zu erleben, und sie kann psychische Leiden auch nicht behandeln. Doch sie kann Schüler*innen entlasten, ermutigen – und ihnen zur Seite stehen, damit sie mit ihren Problemen nicht allein sind.

 

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Gute Präventionspraxis für die Schule: Einige Tipps

Dafür sorgen, dass alle Mitarbeitenden der Schule informiert, aktiviert und sensibilisiert sind. Nützlich dafür sind verlässliche und strukturierte Formate zum Austausch wie regelmäßige Fortbildungen für das ganze Kollegium. Diese erhöhen nicht nur den Lerneffekt, das gemeinsame Denken, die Motivation, das Selbsthilfepotenzial und die Empathie, sondern auch den Zusammenhalt im Kollegium. Gemeinsame Fortbildungen stärken und entlasten! Sie helfen, ein Schul- und Klassenklima zu schaffen, in dem Stigma, Vorurteile und Ängste abgebaut, die Gemeinschaft gestärkt und belastete junge Menschen entlastet, ermutigt und unterstützt werden. Lehrkräfte und weitere pädagogische Fachkräfte lernen, psychische Probleme besser zu erkennen, anzusprechen und stärken ihr Selbstvertrauen, dass sie helfen können. Dazu braucht es Information und Aufklärung sowie einen Austausch über gute Praxis! Je besser sich Lehrkräfte und andere pädagogische Fachkräfte auskennen, umso besser ist es für Kinder und Jugendliche sowie die Gemeinschaft. Hilfreich ist auch ein Austausch mit anderen Schulen, Trägern der Kinder-und Jugendarbeit und regionalen Akteuren aus Prävention, Versorgung und Gesundheitsförderung. Zentrales Ziel ist es, das Hilfesuchverhalten junger Menschen zu verbessern, damit sie sich frühzeitig Hilfe suchen und hoffentlich passende Hilfe bekommen.

 

  • Sprechen Sie zu allen sich bietenden Gelegenheiten in Unterricht und Jugendarbeit über psychisches Wohlergehen – wohlwollend, humorvoll, menschlich.
  • Bringen Sie wann immer möglich, Mut machende Geschichten von Heranwachsenden, die trotz psychischer Krisen die Schule geschafft haben, zur Sprache: Wie haben sie es geschafft? Was haben sie genau getan, um es zu schaffen?
  • Sorgen Sie dafür, dass alle Heranwachsenden die Schulsozialarbeit und andere Unterstützer in Schule und Jugendarbeit kennen, z. B. durch kurze persönliche Vorstellung in der Klasse/Gruppe.
  • Schaffen Sie barrierefreie, rasch auffindbare und nach Möglichkeit auch anonyme Sorgenanlaufstellen für alle Heranwachsenden In Schule und Jugendarbeit.
  • Weisen Sie an allen möglichen und unmöglichen Orten (offline und online: Flyer, Poster, Aushänge, Links etc.) darauf hin, wo Heranwachsende Hilfe und Unterstützung bekommen.
  • Fördern Sie die Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Solidarität in Schule und in Kinder-und Jugendeinrichtungen.

 

Hier finden Sie eine Menge Material für die Schule: https://www.irrsinnig-menschlich.de/service/material/

Mehr als ein Schultag!

 

»Verrückt? Na und!« ist ein universell-präventives Programm zur Vorbeugung psychischer Krisen und zur Förderung der psychischen Gesundheit von Schüler*innen, ihren Familien sowie Lehrkräften und Fachpersonal an weiterführenden Schulen. Herzstück des Programms ist neben Information und Aufklärung die Begegnung mit Menschen, die psychische Krisen bewältigt haben.

 

ZIEL: Psychische Krisen sind keine Tabu mehr. Sie können leichter erkannt werden. Hilfen werden häufiger und früher in Anspruch genommen.

 

„Verrückt? Na und!“ ist ein regelhaftes, außerunterrichtliches klassenweises Bildungsangebot ab Klasse 8.

 

Schultage: Schüler*innen lernen klassenweise Warnsignale psychischer Krisen und Bewältigungsstrategien kennen und erfahren, wo es Hilfe gibt. Sie suchen sich im Falle einer Krise früher professionelle Hilfe.

 

Fortbildungen: Schulisches Fachpersonal erfährt Rollenklarheit und Handlungssicherheit als Entlastende, Mutmachende und Lots*innen ins Hilfesystem.

 

Unterstützung von Schulleitungen: Sie erfahren, wie sie »Verrückt? Na und!« in Bildungsangebote zum Sozialen Lernen einbinden können.

 

Unter www.irrsinnig-menschlich.de finden sich alle Infos rund um „Verrückt? Na und!“ – von den Programmstandorten bis zum Material, z.B. regionale Krisenauswegweiser.

 

Psychische Krisen junger Menschen besser verstehen, ansprechen, bewältigen! Darum geht es.  Und dabei kann jeder Mensch mitmachen, nicht zuletzt, weil psychische Erkrankungen in den besten Familien vorkommen und normal sind!

 

Als Entscheider*innen in Schulen, der Jugendhilfe und der kommunalen Verwaltung sowie bei Krankenkassen und Anbietern psychosozialer Hilfe: Vernetzen Sie sich rund um das Thema »Psychische Gesundheit«. Erstellen Sie gemeinsam Qualitätsstandards und Finanzbudgets. Wirken Sie gemeinsam auf die Politik ein, um vernetzte Präventionsarbeit in Kommune und Landkreis zu institutionalisieren und dauerhaft zu finanzieren.

 

Als Mensch: Tragen Sie zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen bei. Informieren Sie sich über professionelle Hilfe. Sprechen Sie mit Ihrem Umfeld darüber und ermutigen Sie psychisch belastete (junge) Menschen, sich Hilfe zu holen.

 

PS:

Obwohl aktuelle Studien zeigen, dass besonders junge Menschen von den anhaltenden Krisen schwer getroffen sind, Politik und Medien von der »Generation Aussichtslos« oder gar der »Verlorenen Generation« sprechen, ist ein »gesellschaftlicher Rucks« in Bezug auf die psychische Verfasstheit der jungen Generation bislang ausgeblieben. Hier sind wir als Gesellschaft in der Bringschuld, endlich gesundheitspolitische, bildungspolitische und sozialpolitische Entscheidungen zu treffen, die dem psychischen Wohlbefinden von jungen Menschen dienen.

 

Gut zu wissen:

Seit September 2021 fördert die AOK Hessen als einzige Krankenkasse in weiterführenden Schulen das Programm „Verrückt? Na und!- Seelisch fit in der Schule“. Seit 2021 konnten hessenweit bereits 221 Schultage umgesetzt und damit über 5.200 Schülerinnen und Schüler erreicht und ca. 100 Lehrkräfte fortgebildet werden. Die staatlichen Schul- und Gesundheitsämter sind ebenfalls involviert. Seit Herbst 2022 fördert die AOK Hessen eine Landeskoordinierungsstelle für das Präventionsprogramm „Verrückt? Na und!”. Sie ist bei der HAGE – Hessische Arbeitsgemeinschaft für Gesundheitsförderung e.V. angesiedelt. Die Schirmherrschaft liegt beim Ministerium für Soziales und Integration.

 

Quellen:

Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde e.V. (DGPPN) (Hrsg.) (2018): Dossier. Psychische Erkrankungen in Deutschland: Schwerpunkt Versorgung. URL: https://www.dgppn.de/_Resources/Persistent/f80fb3f112b4eda48f6c5f3c68d23632a03ba599/DGPPN_Dossier%20web.pdf

 

Gemeinsame Vertretung der Innungskrankenkassen e.V. (IKK) (2023): »Psychische Gesundheit in Zahlen«. URL: https://www.ikkev.de/politik/gkv-in-zahlen/psychische-gesundheit-in-zahlen/

 

Ulrike Ravens-Sieberer et al. (2022): »Seelische Gesundheit und Gesundheitsverhalten von Kindern und Eltern während der COVID-19-Pandemie. Ergebnisse der COPSY-Längsschnittstudie«. In: Deutsches Ärzteblatt. DOI: https://doi.org//10.3238/arztebl.m2022.0173.

 

DAK-Gesundheit (Hrsg.) (2019): Kinder- und Jugendreport 2019. Gesundheitsversorgung von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Schwerpunkt: Ängste und Depressionen bei Schulkindern. (= Beiträge zur Gesundheitsökonomie und Versorgungsforschung, Bd. 31/2019). Heidelberg: medhochzwei Verlag. URL: https://www.dak.de/dak/download/report-2169376.pdf

 

Martin Lambert et al. (2013): »Die psychische Gesundheit von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen – Teil 1: Häufigkeit, Störungspersistenz, Belastungsfaktoren, Service-Inanspruchnahme und Behandlungsverzögerung mit Konsequenzen«. In: Fortschritte der Neurologie Psychiatrie 81(11), S. 614–627. DOI: https://doi.org/10.1055/s-0033-1355843.

 

World Health Organization (WHO) / Stiftung Deutsche Depressionshilfe (Hrsg.) (2016): Suizidprävention: Eine globale Herausforderung. URL: https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/131056/9789241564779-ger.pdf

 

Nicolas Rüsch (2021): Das Stigma psychischer Erkrankung. Strategien gegen Ausgrenzung und Diskriminierung. München: Urban & Fischer / Elsevier. S. 247–248.

 

Trendstudie: Jugend in Deutschland. Winter 2022/23. Die Wohlstandjahre sind vorbei. Psyche, Finanzen und Verzicht.  www.simon-schnetzer.com/blog/veroeffentlichung-jugend-in-deutschland-trendstudie-winter-2022-23/

 

Jörg M. Fegert, Ulrike Deetjen, Lars Hartenstein (2023). Wie sehen junge Menschen der Generation Z psychische Gesundheit? In: Psychosoziale Umschau, 01 / 2023.

Mittwoch morgen – mein Alltag. Für diesen Beitrag benötige ich keine fiktive Schulsport-Situation (s. andere Blogbeiträge) – sie berichtet aus meinem Alltag als Referentin. Story of my life quasi…

 

Ich fahre mit unserem Anhänger auf den Schulhof (falls du unsere Anhänger nicht kennst, sie sind vollgepackt mit jede Menge Spaß und das ist von außen bereits sichtbar). Natürlich fahre ich im Schritttempo, denn ich sehe sowohl eine neugierige Gruppe auf mich zukommen als auch die Jungs die direkt auf dem Schulhof Fußball spielen.

 

Ich halte an, steige aus und will die Jungs gerade fragen, ob sie kurz Pause machen können, bis ich den Anhänger abgestellt habe. Doch in diesem Moment kommt bereits eine Lehrkraft auf uns zu. „Könnt ihr einfach  mal machen, was man euch sagt? Der Ball kommt jetzt zu mir – sofort.“

 

Mein erste Gedanke „Oh wow – Guten morgen“. Die Jungs nuscheln sich was in den Bart von „eh kein Bock auf Rollerfahren“ und ziehen von dannen.

 

Kurzer Smalltalk mit der Lehrerin und ich stelle den Anhänger ab. Als ich die Türen des Anhängers öffne, stürmen die Kids auf mich zu wie Mücken die vom Licht angezogen werden – ich liebe diesen Moment immer sehr (das ist keine Ironie!). Es zeigt mir ihre Neugierde und Vorfreude auf das was ich vorhabe. Ich erkläre ihnen, dass wir noch etwas Geduld brauchen bis es los geht, doch da kommt schon die nächste Lehrkraft mit einer lauten Stimme „So jetzt mal alles 5 Meter zurück!“. („Bitte, Danke“ füge ich in Gedanken hinzu.)

 

Sie holt sogar ein Absperrband und grenzt meinen Bereich ein – jetzt fühle ich mich ein wenig wie im Zoo. Und mit den Worten „Wehe es hängt einer am Absperrband“ verlässt sie den Schauplatz. Ich ziehe meine Kreise über den Schulhof um zu schauen wo wir nach der Pause starten können, da höre ich Gesprächs-Schnipsel von zwei Lehrkräften „Die soll mal schön ihre Göre heut abholen – da kriegt sie erstmal ein paar Takte von mir gesagt“. Eindeutig geht es um eine Schülerin und ihre Mutter…ich kann nichts weiter hören – geht mich ja auch nichts an.

 

Zurück am Anhänger sehe ich von weitem, dass ein paar Jungs am Absperrband kleben und über die Roller fachsimpeln. Seitlich kommt die Lehrkraft von vorhin (ich versuche schneller zu sein und die Jungs vorzuwarnen). „Seid ihr eigentlich bekloppt? Ihr sollt vom Absperrband wegbleiben!“

 

Und so könnte ich weiter von meinem spannenden Vormittag erzählen…

No Bashing please

Es ist kein Lehrkräfte-Bashing – es ist mein Blick als Außenstehende in den Alltag von Lehrkräften und die Feststellung, dass verbale Gewalt den Schulalltag beherrscht (nicht überall!). Ich kann die Herausforderungen nur erahnen, denen Lehrkräfte jeden Tag gegenüber stehen. Von Lehrkräftemangel über anstrengende Elterngespräche, überforderte junge Menschen und ein Lehrplan der keinen Spielraum zulässt. Migration, Inklusion und viel zu wenig Empathie auf allen Seiten. Und genau darum geht es in meinem heutigen Blog. Empathie – auch um Selbstempathie.

 

Mit meinem Team bin ich jeden Tag an einer anderen Schule – selten mehrere Tage hintereinander an der gleichen. Wir haben es „einfach“, wir kennen kaum die Probleme einer Klasse, die Schwierigkeiten von SchülerIn XY und den Stress der Lehrkraft oder der Schulleitung. Wir kommen, sorgen für Spaß und Bewegung und fahren wieder weg. Soweit so gut.

 

Trotzdem möchte ich gerne meinen Blick mit dir teilen:

 

Meine Aufgabe ist es, mich jeden Tag auf eine Gruppe einzulassen. Ich sehe jedes Kind wie es ist, in diesem Moment und ohne Vorgeschichte. In unseren Workshops kommt es natürlich auch zu Unruhen, doch ich kann mich ganz neutral auf Konfliktsituationen einlassen. Ich weiß nicht, dass „Tim immer am sticheln ist“ oder „Josy einfach immer kurz vorm Weinen steht, weil sie eine Sensible ist“. In diesem Moment sehe ich nur diese jungen Menschen vor mir, die evtl. einen Konflikt haben – mit anderen oder mit sich selbst. Ich kann mich darauf einlassen, in Verbindung gehen und meinen persönlichen mentalen Werkzeugkoffer herausholen um den Konflikt zu lösen bzw. sie bei der Lösung zu unterstützen.

 

Was aber würde passieren, wenn ich mehr über die Gruppe weiß, wenn mich z.B. die Lehrkraft vorwarnt „der Jonas wird sicherlich Probleme machen“ und „die Ina wird sicherlich abbrechen, die schafft das einfach nicht“? (Wir bekommen leider oft diese Vorwarnungen, auch wenn wir sie nicht möchten.) Mein Gehirn würde diese Infos aufsaugen und mein Verhalten, meine Reaktion auf Situationen beeinflussen. Es kam bereits vor, dass mich manche Vorwarnungen über SchülerInnen sogar vorweg so gestresst haben, dass der Zugriff auf meinen Werkzeugkoffer blockiert war. Mittlerweile weiß ich, wie ich diesen Zugang (meinen Flow) jederzeit zurückerlange und kann über die Vorwarnungen entspannt hinwegschauen/hören.

 

Und daher ist meine These für diesen Beitrag folgende: Die größte Herausforderung im Umgang mit Konflikten im Kontext Schule ist die Unvoreingenommenheit gegenüber meiner Mitmenschen.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Mein größtes mentales Werkzeug im Alltag mit jungen Menschen ist die gewaltfreie Kommunikation, die es mir ermöglicht in Verbindung zu kommen und mir Leichtigkeit gibt. Mit ihr kann ich Konflikte lösen und dabei die Bedürfnisse aller Beteiligten im Blick behalten (so gut ich es eben kann).

 

Für die gewaltfreie Kommunikation braucht es eine gewisse innere Haltung, die oftmals jedoch durch Vorerfahrungen oder Prägungen blockiert wird. Du brauchst Respekt (gegenüber deinem Mitmenschen und dir selbst), Achtsamkeit (auch bzgl. der Beobachtung) und eine gute Portion Einfühlungsvermögen. Leider sind das  Eigenschaften, die uns oftmals auf dem Weg des Erwachsenwerdens (unbeabsichtigt) verloren gehen.

 

Wenn du nun blockiert bist, weil du einfach schlechte Erfahrungen hast mit deinem Gegenüber, ist der erste Schritt:

 

Mach dich frei davon.

 

Gib deinem Gegenüber jeden Tag eine neue Chance

Du darfst deine Gefühle annehmen, sie sind aus einem bestimmten Grund da. Werde dir dem kurz bewusst, dann atme tief ein und schiebe diese Gedanken oder Gefühle, die du mit deinem Gegenüber verbindest, liebevoll auf die Seite, um Platz für Neues zu machen. Es geht nicht darum, etwas zu überspielen oder einfach nur „nett“ zu sein – es geht um Authentizität. Es geht um Bedürfnisse, Werte und Wünsche, die du offen kommunizieren darfst, dein Gegenüber aber eben genauso.

 

Spürst du innere Wut oder Stress, weil du z.B. mit SchülerIn XY immer wieder an diesen einen bestimmten Punkt kommst? Dann gilt es zuerst, dich selbst zu regulieren (z.B. mit Atemtechniken – dazu folgt bald ein spannender Blog).

 

Und dann: Back to the Start! Gib deinem Gegenüber die Chance auf einen Neuanfang – möglichst jeden Tag.

 

Erst wenn du dich selbst reguliert hast und du deinem Gegenüber möglichst offen gegenüber stehst, kannst du Konflikte z.B. mit den Ansätzen der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg lösen. Ich skizziere dir, wie es möglich ist. Die Umsetzung ist aber ganz individuell.

Die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation

Der Ansatz der GfK stammt bereits auf den 70er Jahren von M. B. Rosenberg und ist inzwischen weltweit bekannt – und doch selten gelebt.

 

Zusammengefasst geht es um diese 4 Schritte:

 

  • Beobachtung
  • Gefühl
  • Bedürfnis
  • Bitte

 

  1. Das heißt sobald du die Basis zur GFK hast (s. oben BACK TO THE START) kannst du in die Beobachtung gehen. Was siehst du – kommuniziere es:

 

z.B. „Ich beobachte, dass ….

 

… du dich ärgerst, wenn du das Spiel verlierst und dann andere schubst.“

 

  • Wichtig du kannst nur Situationen beobachten, versuche nicht direkt in die Interpretation zu gehen – wie z.B. „ich sehe, dass du dich mit Tim nie verstehst, weil ihr einfach zu unterschiedlich seid…“

 

  1. Jetzt darfst du dein Gefühl dazu äußern (oder auch das Gefühl deines Gegenüber versuchen wahrzunehmen):

 

z.B. „Das löst bei mir das Gefühl von Unzufriedenheit aus, …“

 

Ja richtig – du darfst hier über deine Gefühle sprechen. Was passiert bei dir? Stichwort Selbstempathie.

 

  • Wichtig: Komme nicht von deinem Gefühl in die Beschuldigung: z.B. „Du machst mich damit wütend.“ Es geht hierbei rein um dein Feeling – was passiert bei der beobachtenden Situation, welche Gefühle entstehen.
  • TIPP: Du könntest auch über das GEfühl deines Gegenüber sprechen, wenn es es wahrnimmst. z.B. mit einer Fragen „Das Verlieren macht dich wütend, oder?“

 

  1. Wenn du dein Gefühl zu dem vorher Beobachtenden genannt hast, kannst du dein Bedürfnis dazu nennen.

 

„Ich möchte gerne Harmonie und dass alle ihren Spaß beim Spielen haben“

 

  1. Zum Schluss darfst du den konkreten Wunsch dazu äußern. In dieser Situation könnte das sein:

 

„Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam lernen wie man mit Gewinnen und Verlieren umgehen kann, ohne wütend zu werden. Darf ich dir dabei helfen?“

 

  • Sei dir an dieser Stelle bewusst: Auch das Nichterfüllen deiner Bitte oder deines Wunsches ist in Ordnung. Es geht in dieser Situation erstmal um empathisches Begegnen.

 

Die gewaltfreie Kommunikation ist für viele kein Element der eigenen Erziehung gewesen. Leider ist unsere Kultur vielmehr auf Fehlersuche und Schuldzuweisungen spezialisiert. Und dennoch kann man die Art der eigenen Kommunikation trainieren. Vielleicht gelingt es dir nicht immer, ausführlich in allen 4 Schritten (wir sind alle nicht perfekt) Konflikte zu begleiten. Aber wenn du die Empathie in den Vordergrund stellst, deine eigenen Beobachtungen, deine Bedürfnisse und die des Anderen sachlich schilderst, bist du auf dem besten Weg.

Ich wünsche mir für unsere Schulen der Zukunft mehr (Selbst)Empathie und gewaltfreie Kommunikation. Jeder (junge) Mensch bringt seinen eigenen mental vollgepackten Rucksack mit in die Schule. Wir können nicht in die Köpfe der Kinder und Jugendliche schauen, aber wir können in Verbindung kommen, Konflikte gewaltfrei und gemeinsam lösen bzw begleiten und ein Vorbild werden.

 

Denn was lerne ich, wenn jemand empathisch mit mir umgeht? „Hey – der versteht mich und das tut mir gut. Vielleicht probiere ich das auch mal bei meinen Mitmenschen.“ ????

 

Und das, was wir „hintenrum“ über Menschen sprechen (s. „die Göre“ von oben) ist übrigens auch von Bedeutung, denn Achtung: Unser Gehirn hört immer mit. Du stopfst es dadurch nur unnötig mit schlechten Vibes zu – „Gedankengift“. Das wiederum blockiert dein rationales und logisches Denken. Das brauchst du aber soooo dringend bei all deinen alltäglichen Herausforderungen!

 

Also weniger Energie und Zeit mit Lästern und Schimpfen verbringen – lieber mehr Zeit in echter Verbindung und Leichtigkeit erleben. ????

 

WHEELUP! YOU.

Mühltalschule, Turnhalle. Heute im Schlepptau meine Klasse 9a. In den letzten Wochen haben wir intensiv die Tennis-Grundlagen erlernt. Alle rennen los, um sich den besten Schläger zu sichern. Doch heute beginne ich die Stunde anders. Ich bitte alle, sich einen Partner/ eine Partnerin zu suchen und im Kreis zusammen zukommen. „Jeder bekommt nun einen Igelball von mir. Ich möchte, dass ihr euch gegenseitig den Schulterbereich massiert. Das wird die Muskulatur lockern und euch auf die heutigen Übungen vorbereiten.“ Verdutzte Gesichter erblicken mich, nicht lange dauert es und die ersten Kichereien fangen an. „Och ne, Herr Müller das ist ja voll strange.“ „Fällt das schon unter sexuelle Belästigung? Ich frage für eine Freundin.“ „Ihhhh Marcel, du riechst. Ich will nicht.“

 

Nunja, wirkliche Gegenargumente habe ich jetzt nicht. Also versuche ich meine Klasse zu beruhigen und lasse es ihnen frei, ob sie da mitmachen oder nicht. Ein Versuch war’s wert, aber warum ist jeder so verschlossen gegenüber Berührung? Hmmm, sicherlich spielt die Pubertät eine große Rolle. 

 

Zu Gast im heutigen Blogbeitrag: Christiane Hosemann von KidsRelax. Sie ist Trainerin für Stressmanagement, für Entspannungsverfahren (u.a. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training), Yogalehrein (BYV), u.a. und arbeitet tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen.

Berührung als Ur-Erfahrung steckt tief in uns drinnen

Vielen (vor allem jungen) Eltern ist der Begriff Bonding kein Fremdwort – es geht um den Haut an Haut Kontakt in den ersten Stunden eines Neugeborenen, der einer Überlebensstrategie gleicht. Vor allem Frühgeburten hilft dieser Kontakt sich selbst zu regulieren und besser zu atmen – aber woher kommt das.

 

#FACT: 1cm Haut hat 3000 Hautsinneszellen.

 

Aus wissenschaftlicher Sicht können wir unsere Hirnströme bei Berührung messen und sehen klar, dass hier unser vegetatives Nervensystem anspringt. Der Parasympathikus als unser „Ruhenerv“  wird angesprochen und sinkt Herz-, sowie Atemfrequenz.

 

Wir befinden uns im aktiven Stressabbau und Abwehrkräfte werden gestärkt. Also nichts wie los, Umarmungen sammeln, Händeschütteln, eine wohltuende Massage nach Feierabend einfordern oder die Geborgenheit des eigenen Partners genießen.

 

Dreimal darfst du aber nun raten, was wir tagtäglich mehr berühren:

 

Die Haut anderer oder unsere Smartphones? ????

Sportunterricht und Berührung: ein Tabu?!

Herausfordernde Zeiten (Pandemie) liegen hinter uns, der menschliche und zugleich analoge Vorgang wurde unterbrochen. Durch die Digitalisierung blieben wir im Kontakt, doch Berührungen verschwanden. Aber auch ohne Pandemie kämpfen Menschen schon viele Jahre in der sogenannten „Kaktusphase“ mit dem Thema Berührung:

 

Wenn Kinder zu jungen Erwachsenen heranwachsen und in die Pubertät kommen, fällt es Eltern und Lehrkräften oft schwer, einen gewissen Zugang zu erhalten. Die Unsicherheiten mit dem eigenen Körper, Aussehen und meist auch dem veränderten eigenen Geruch überwiegen.

 

Aber Achtung, auch wenn Selbstzweifel und Unsicherheiten groß sind, bleiben Bedürfnisse wie Sehnsucht und Geborgenheit erhalten.

 

In den Schulen herrschen jedoch Hemmungen auf beiden Seiten vor körperlichen Situationen. Viele Lehrkräfte distanzieren sich von Anfang an aus Angst vor Strafbarkeit und leisten keine oder nur die nötigsten Hilfestellungen. Ein großes Spannungsfeld, welches klarer Ausrichtung bedarf.

 

Dabei zählen Sportlehrkräfte doch eigentlich zu den sogenannten „Berufsberührenden“. Deren Berührungshandeln einer sozialen Normierung und Rationalisierung unterliegt. Was heißt das eigentlich genau… ist anfassen und zupacken immer erlaubt und sinnvoll?

 

Liest man im Beamten Portal heißt es: „ob Körperkontakt zwischen Schüler und Lehrer angemessen ist, entscheidet die jeweilige Situation.“ Stell dir dafür vielleicht folgende Fragen:

 

  • Benötigt ein Schüler/ eine Schülerin Hilfe?
  • Ist Aufmunterung und Trost nötig?
  • Läuft jemand Gefahr, sich zu verletzen?

 

Im Alltag sprechen wir oftmals über Worst Case Szenarien (was wenn die Schülerin mich anzeigt wegen sexueller Belästigung) und verlieren den Blick für das Wesentliche. Somit ist das Thema Angst vor unangenehmen Berührungen also auf beiden Seiten präsent. Es benötigt altersgerechte Sensibilisierung, Aufklärung und Transparenz. Vieles wird einfach „schon immer so gemacht“ und gar nicht thematisiert.

 

Nehmen wir das Beispiel Schwimmen. Wir hinterfragen nicht die Wichtigkeit des Schwimmen-Lernens. Aber bedarf es nicht etwas mehr Aufklärung und Sensibilisierung bevor man eine Klasse halbnackt im Schwimmbad loslässt. Was vorher noch gut unter dicken Wollpullis und weiten Hosen verdeckt war, wird nun entblößt und zu Schau gestellt ohne Rücksicht auf Verluste. Das kann für viele Kinder und Jugendliche zu Verstörungen führen.

Kann Sportunterricht mehr (Ver)Bindung schaffen?

Wir sind Körperwesen, wachsen damit auf und Körperlichkeit gehört zum Gruppengefühl dazu. Doch ohne fehlendes Wissen und Absprachen, separieren wir uns immer mehr selbst. Damit wird der bewusste Wandel Richtung Achtsamkeit unterbrochen. Natürlich machen es die aktuellen Gegebenheiten nicht immer einfach, wir bewegen uns in einer Pandemie Blase. Umarmungen oder Handbewegungen haben uns „früher“ den Start in eine Kommunikation erleichtert. All das muss sich erst wieder neu finden.

 

Aber GOOD NEWS: Auf lange Sicht gesehen lassen sich unsere Impulse nicht unterdrücken.

 

Betrachten wir unseren Hormonhaushalt, kennen wir alle das sogenannte Oxytocin. Auch Friedlichkeitshormon oder Bindungshormon genannt. Durch Ausschüttungen herrscht nachweislich eine geringere Gewalt Bereitschaft. Frieden beginnt auf körperlicher Ebene.

 

Die Profis machen es vor:

Schaut euch im Profisport um: Körperbetonte Rituale sind ein fester Bestandteil. Teams umarmen sich vor Wettkämpfen oder geben sich High Five. Das fördert die Verbindung, den Teamgeist und motiviert. Praxisimpuls: Findet doch mit einer kleinen Hausaufgabe gemeinsam heraus, welcher Sport, welche körperlichen Rituale nutzt und sammelt die Ergebnisse in der nächsten Sportstunde – nachmachen erlaubt.

 

Im Sport haben wir optimale Bedingungen, um Strategien der Stressbewältigung einzubauen. Zum Beispiel kannst du mit deiner Gruppe nach intensiven Sporteinheiten mit kleinen Massagen beginnen. Frage aktiv in die Gruppe und stelle vorhandene Hilfmittel (z.B. Bälle) vor. Sollte es zu Beginn schwierig sein, empfehlen wir dir den Einstieg in den spielerischen Kontext. Den Yoga Baum als Gruppenarbeit oder Rückenhebung mit Schaukeln.

Kleine Rituale erleichtern den Start.

Es muss nicht die klassische Massage sein, Berührungskontakte über Spiele sind ebenso möglich. Ein Beispiel:  Die Ellenbeuge von Schüler/in A liegt frei. Diese malt sich mit einem Stift einen Kreis auf den Arm. Die Stelle sollte als sensibel gewählt sein. Schüler/in B nimmt nun einen Gegenstand (Stift, Feder, etc.) und spaziert über den Arm von Schüler/in A. Mit verschlossenen Augen muss nun Schüler/in A ein Zeichen geben, wenn er/sie denkt, Schüler/in habe mit dem Gegenstand den Kreis erreicht. Die Kniekehle ist auch als Alternative möglich. Die Übung bringt eine spannende Erfahrung und das Bewusstsein wird gefördert. Wann berührt mein Gegenüber den Kreis oder vielleicht liegt mein sensibelster Punkt ja auch ganz woanders?

 

Diese Erfahrungen wirken sich positiv auf die eigene Körperwahrnehmung aus, besonders für Kinder und Jugendliche, welche oft erfahren müssen, dass Bedürfnisse nicht gehört oder gesehen werden. Sie beziehen z.B. die Reaktionen ihrer Eltern auf sich und „stumpfen“ ab bzgl. körperlicher Berührungen. Positive Erfahrungen stärken die Wahrnehmung nachhaltig.

 

Körper und Geist kommen in Einklang.

 

Fazit im Schulalltag

Das A und O sind klare Regularien. Rede mit deiner Gruppe, sie haben vielleicht dieselben Sorgen und Gedanken wie du. Je nach Alter solltest du unterschiedliche Ansätze wählen, deiner Gruppe auf Augenhöhe begegnen und ansprechen, was genau gewünscht wird.

 

Wir möchten dich ermutigen, die Möglichkeit für Berührungen zu schaffen! Aus Verunsicherung nichts zu tun, wäre auch nicht richtig. Gemeinsam dürfen wir lernen, dass Berührungen gut tun können.

 

WHEELUP!YOU.

Marienschule, Turnhalle. Ich spiele heute mit meiner 8b Handball – finden eigentlich alle ganz cool, muss ich feststellen. Also lockere Stimmung, gute Spielläufe, Teamgeist… hey das ist doch mal eine entspannte Sportstunde. Dann passiert es, Jonas hat die Ballführung übernommen (ok – eher ausversehen) und befindet sich an der Freiwurflinie. Komm schon – den kriegst du rein, Jonas. Doch dann das – er gibt den Ball ab – nur leider an den Gegenspieler. Das sorgt für Aufregung. Seine Mitlernenden beschimpfen ihn „wie kann man nur so blöd sein“, „was war denn das für ein dummer Fehler“, „bist du total unfähig“?

 

Ich stehe daneben, versuche die Meute zu beruhigen und sage Dinge wie „naja das passiert“, „das war sicherlich keine Absicht“ und leite das Spiel wieder an. Nach der Stunde beobachte ich Jonas, wie er kleinlaut die Halle verlässt. Ach Mensch, warum tun Fehler oft so weh?

Was verbinden wir mit „Fehler machen“?

Fehler machen ist oft mit negativen Gefühlen verbunden. Ob es in der Schule eine falsche Antwort in einem Test ist oder später im Beruf ein großer Fehler, mit dem ein Projekt gescheitert ist: Fehler machen gehört zu unserem Alltag. Doch muss ein Fehler immer ein negatives Ergebnis haben? Was, wenn wir Fehler als etwas Positives betrachten und aus ihnen lernen?

 

WELCOME POSITIVE FEHLERKULTUR

In einer positiven Fehlerkultur werden Fehler nicht als „Problem“ dargestellt oder als etwas schlechtes, sondern man betrachtet Fehler als Teil des Lernprozesses. Wenn es uns gelingt diese Kultur in der Schule zu etablieren, dürften mehr Kinder den Mut haben, Neues zu probieren und Dinge zu wagen, die sie vorher vielleicht gescheut haben. Obwohl sie weiterhin vorsichtig sein werden, werden sie weniger Angst haben zu versagen und sich dadurch abgelehnt zu fühlen und ihr Wissen und Fähigkeiten erweitern.

 

Ich möchte dir Mut machen, unterstützend statt kritisch zu sein. Versuche, die Fehler deiner Lernenden nicht nur als einen schlechten Wert, sondern als eine Möglichkeit der Weiterentwicklung zu betrachten. Das ist sicherlich nicht einfach.

 

Herausforderung Nummer 1

Da haben wir unser Bildungssystem, das leider immer noch lieber die Fehler hervorhebt, statt das Entwicklungspotenzial. Je mehr Fehler gemacht werden, desto schlechter wird die Note – das macht Angst und frustriert. In der Schule setzen wir also dank unseres Bildungssystems auf „Fehlervermeidung“ und damit gehen vielerlei gute Lernanlässe verloren – schade.

 

Herausforderung Nummer 2

Und dann sind da noch unsere Kinder und Jugendliche der heutigen Zeit  – zum Teil sehr selbstkritisch, ehrgeizig und mit (vor allem in der Pubertät) meist schnell sinkendem Selbstwert wenn es um Fehler geht. Das Resultat: Die Generation Z hat bereits in der Schule, aber spätestens zu Beginn des Berufslebens bereits mentale Probleme, fühlt sich überfordert oder gestresst.

Exkurs:

Hier ein kleines Experiment zum Thema Selbstwertgefühl: Nimm einen Geldschein mit in den Unterricht und zeige ihn der Gruppe. Frage ganz offen und ehrlich, wer möchte den gerne haben?

 

Sicherlich werden sich alle melden. Dann nimm ihn und falte ihn ganz klein und stelle wieder die gleiche Frage. Anschließen verkrumple ihn, reiße ihn ein wenig ein, tritt mit deinen Füßen drauf rum.

 

Und nun frage erneut „wer möchte gerne diesen Schein haben?“ Sie werden vermutlich verwundert sein, aber feststellen, dass der Schein ja nicht an Wert verloren hat.

 

Die Moral der Geschicht‘: Egal welche kleinen Fehler du hast oder machst, was andere vielleicht mit dir machen oder über dich sagen – es ändert nichts an deinem Wert.

 

Zurück zum Kern:

Wenn wir eine positive Fehlerkultur im Unterricht leben, steigt die Chance dass unsere Lernenden mehr Mut aufbringen, Neues zu versuchen und eine höhere Risikobereitschaft haben. Sie werden selbstständiger denken und Probleme eigenständig lösen lernen., die eine hervorragende Grundlage für ein erfolgreiches Berufsleben bilden.

 

Wie kannst du die positive Fehlerkultur in der Schule leben?

Wir geben dir ein paar Impulse – natürlich immer abhängig von deiner aktuellen Unterrichtssituation, deiner Lerngruppe und auch von deiner eigenen mentalen Verfassung.

 

  1. Ermutige deine Lernenden, einander respektvoll zu korrigieren. Zeige ihnen Möglichkeiten, wie man sich bei möglichen Fehlern gegenseitig unterstützt. Das schafft ein positives Umfeld für Lernen und Erleben. Hier geht es vor allem um das Beachten von Bedürfnissen in einer Gruppe. Besprecht was die einzelnen Bedürfnisse sind/ sein könnten. Könnte sein, dass Bedürfnisse wie „sicherer Raum“ „Harmonie“ und „Angenommen werden“ zur Sprache kommen. Wenn diese Bedürfnisse für alle verständlich und nachvollziehbar sind (ihr könnt sie auch gerne auf einem Plakat sammeln oder du gibst Vorschläge) und es dann zu ggf. respektlosen Kommentaren kommt, (z.B. wenn jemand einen Fehler macht) kannst du erneut darauf hinweisen. Bestimmte Kommentare und Aussagen missachten diese Bedürfnisse und verletzen Menschen. Das darf klar kommuniziert werden.  So stellst du indirekt Regeln für ein gutes Miteinander auf.

 

  1. Gerade im Schulsport kannst du deine Gruppe immer wieder einladen, alle möglichen Fehler sorgfältig zu untersuchen. Du kannst z.B. mit Video-Apps eine Bewegungsanalyse mit deiner Lerngruppe durchführen, anstatt etwas einfach als schlechte Leistung Hierfür eignen sich Apps wie Coach’s Eye (App zur Videoanalyse von Bewegungen), ChoachNow, iCLOO! oder andere. Wir haben hier eine App als Beispiel verlinkt für dich Coach’s Eye Android bzw Coach’s Eye Apple.

 

  1. Eine Analyse der Fehler wie im Impuls 2 vorgeschlagen, kann deinen Lernenden helfen, einen neuen Lernprozess anzusteuern. Tipp: Vielleicht kannst du zur (fehlgeschlagenen) Übung/ Aufgabe eine Checkliste erstellen und die Lernenden können anhand dieser Liste, selbstständig ihre Ergebnisse prüfen und so zu einem selbstständigen Lernen kommen – ohne den typischen Vorführeffekt vor der gesamten Klasse. Ein Beispiel aus dem Feld Fahren, Rollen, Gleiten: In den WHEELUP! Tutorials (die kostenfreie App findest du hier….) gibt es Hinweise während der Bewegungsanalyse. Diese Hinweise können als Checkliste dienen. Hat jemand alle Punkte beachtet und dennoch Schwierigkeiten gibt es unter den Tutorials jeweils weitere wertvolle Tipps vom WHEELUP! Coach. So gelangen deine Lernenden step by step zum Lernziel – weitgehendst selbstständig.

 

  1. Besonders im Schulsport hast du viele Möglichkeiten für eine positive Fehlerkultur. Du musst keine schriftlichen Klausuren korrigieren, auch keine Mathe-Aufgaben, in denen es eben nur ein richtig oder falsch am Ende gibt. Gib deinen Lernende immer wieder individuelles Feedback – nicht erst am „Prüfungstag“. Denn Achtung: Bekommen deine Lernenden erst am Ende diese Rückmeldungen, ist es meist einfach nur frustrierend. Es bleibt keine Zeit für Verbesserungs- oder Wiederholungsschleifen – das Feedback ist quasi wertlos. Und kein Kind wird aus der Schule kommen und sich sagen „naja dann übe ich es jetzt für mich nochmal hier zuhause, damit ich es lerne“.

 

  1. Erschaffe einen „bewertungsfreien“ Raum im Schulsport. Deine Lernenden stehen ständig unter Bewertungs-Beobachtung – sogar zuhause (wenn die Mama beim Hausaufgaben-machen über die Schulter schaut). Erschaffe (Zeit-)Räume in denen deine Lernenden frei üben und trainieren können, alleine oder im Team. Stelle ihnen Trainingshilfen und nötige Mittel zur Verfügung und sei da für Fragen – aber beobachte nicht explizit. So können die Lernenden ausprobieren, Risiken eingehen und sich frei fühlen.

 

  1. Hole dein Kollegium mit ins Boot. Ihr könnt gemeinsam Fortbildungen organisieren die sich um die positive Fehlerkultur und Problem-Solving drehen. So könnt ihr selbst Skills erlangen, wie ihr euren Lernenden zu einem positiven Bewusstsein für Fehler verhelfen könnt. Es ist ein Lernprozess, aber es lohnt sich – für Groß und Klein.

 

  1. Und ein letzter wichtiger Tipp: Mit Fehlern positiv umgehen zu können, hat viel mit der intrinsischen Motivation zu tun – lies dafür gerne in einen unserer Blogbeiträge: 3 Tipps für mehr Motivation im Sportunterricht

 

Und zum Schluss: Sortiert gemeinsam einmal die Buchstaben des Wortes „FEHLER“ einfach um:

Wie wäre es mit „HELFER“? ???? Fehler sind Helfer!

 

WHEELUP! YOU

 

TIPP: Über unseren WHEELUP! Instagram Kanal erhältst du weitere wertvolle Tipps und Hinweise zu unseren Blogthemen.

Freitag, 14:30 Uhr in der Theresienschule: Fortbildungsnachmittag. Da sitzt ein Experte zum Thema „wertschätzende Kommunikation“.

 

Aber ganz ehrlich, ich verstehe nur Bahnhof. Also ich lobe meine Lernenden schon so gut es geht, versuche immer mehr den Fokus darauf zu legen, was richtig war. Und ich rede mit ihnen auch angemessen und mit Respekt, aber die brauchen keine „Heile Welt, hallo meine lieben“. Weiß der Typ da vorne, wie die selbst untereinander kommunizieren? „Ey Bro, du siehst heut echt scheiße aus – was los?“ „Hi Bitch – wie war dein Weekend?“ Und dank Tik Tok und Co haben meine Worte auch nur 3,3 Sekunden Aufmerksamkeit, dann swipen sie (gedanklich) weiter.

Zu Gast im heutigen Blogbeitrag: M. Sc. Psychologin Laura Kopp. Sie ist systemische Beraterin und arbeitet tagtäglich mit Jugendlichen in einer offenen, verständigen und wertschätzenden Atmosphäre. 

Neben all den Herausforderungen des Alltags einer Lehrperson auch noch diese: Einerseits zeigen Wissenschaft und Forschung ganz klar, dass positives Feedback zu verbesserter Arbeitsatmosphäre, mehr Zufriedenheit und gesteigerter Leistung führt. Die pädagogische Psychologie hat vielfach erwiesen: Lernen gelingt am besten, wenn wir uns pudelwohl fühlen, in Kombination mit positiven Emotionen und frei von Zwang, Angst und Bewertung. Andererseits ist Bewertung oder Rückmeldung geben ein Hauptgeschäft der Lehrkräfte. Feedback geben, auch über das was noch nicht klappt, bietet die Grundlage dafür, dass sich Schüler entwickeln können. Im Sportunterricht steht dann auch noch (vermeintlich) der Körper der Kinder und Jugendlichen im Rampenlicht. Ein rotes Tuch für jedes Selbstwertgefühl in einer so sensiblen Phase, in der die (Ab- und) Be-Wertung der eigenen Person sowieso schon Achterbahn fährt.

 

Was für eine Aufgabe! Wie kann das Zusammengehen? „Nett sein“ aber trotzdem „lehrreich“? Partystimmung bei der Fehlerbesprechung? Kritische Rückmeldung geben aber dabei nicht abwerten? Eine mögliche Lösung für dieses Dilemma bietet eine bewusst wertschätzende Sprache. Lies in diesem Beitrag über Wirken und Nutzen wertschätzender Kommunikation und lass dich von drei Impulsen für kleine Umsetzungen in deinem Alltag inspirieren. Weil es darauf ankommt, wie wir miteinander reden.

Grundbedürfnis aller Menschen: Ich will geschätzt werden… und das soll man auch hören!

Ein tiefes psychologisches Bedürfnis des Menschen ist es, sich selbst als einen respektablen, guten, wertvollen Menschen zu sehen. Dazu brauchen wir auch wohlmeinendes Feedback und positive Bestärkung von außen. Grade Heranwachsende benötigen es zur Entwicklung eines positiven Selbstbewusstseins, zur Entfaltung einer differenzierten Persönlichkeit und damit sie an Herausforderungen nicht scheitern, sondern sie meistern und aus ihnen gestärkt hervorgehen. Es erhöhen sich nicht nur Leistung und Zufriedenheit, Verhalten lässt sich auch einfach effektiver durch positive, als durch negative Rückmeldung verändern. Und vorallem: Lernen gelingt besser. Dies funktioniert, denn positive Kommunikation hat eine Wirkung auf unseren Körper: Werden wir wertgeschätzt durch positives Feedback und echte Anerkennung, aktiviert das das Belohnungszentrum im Gehirn und hemmt das Angstzentrum. Das wiederum erhöht Kreativität und Motivation. Optimale Lernbedingungen sozusagen.

 

Dieses Urverlangen nach Wertschätzung bleibt ein Leben lang bestehen. Besonders dramatisch zeigt es sich auch, wenn wir über lange Zeit keine Wertschätzung erhalten oder dauernd Abwertung erfahren. Das Gefühl nicht gut (genug) zu sein, nichts wert zu sein macht wortwörtlich krank – vom Unwohlsein, über den Leistungsabfall bis hin zu manifesten, psychischen Problemen. Im Schulalltag beobachtbare Phänomene wie (Cyber-)Mobbing, Selbst- und Fremdaggression, Suizid oder gar Amoklauf haben oft viel mit einem Mangel an Wertschätzung zu tun. Aber nicht nur der Extremfall hat Bedeutung für den Unterricht. Im Schulalltag sehen sich Kinder und Jugendliche einer ständigen Bewertung durch Lehrpersonen und Mitschüler ausgesetzt. Jeder Satz, jede Meldung, jede Regung wird in irgendeiner Form bewertet und kommentiert. Jeden Tag und jede Stunde gibt es Feedback über Leistung und Verhalten. Jede dieser Bewertungen durchläuft den inneren Kritiker. Ein abwertender Kommentar von Mitschülern oder Lehrkraft beispielsweise wirkt immer erstmal als Bedrohung für das Selbstbild. Unter den dadurch kurzfristig ausgeschütteten Stresshormonen kann sich die betroffene Person meist überhaupt nicht mehr auf den Lerninhalt konzentrieren. Er oder sie ist nämlich dann damit beschäftigt, sich innerlich (oder äußerlich) zu rechtfertigen, zu beruhigen, zu verdrängen oder mit anderen Angst-Copingstrategien. Besonders heikel: Im Sportunterricht wird vermeintlich der eigene Körper bewertet und in seinen ganzen Defiziten vor den anderen zur Schau gestellt. Das ist keinesfalls Absicht oder Ziel einer leistungs- und entwicklungsbezogenen Rückmeldung oder Hilfestellung im Sportunterricht. Dennoch wird es von vielen Kindern und Jugendlichen so wahrgenommen. In dieser Phase, in der sich Selbstbild und Selbstwertgefühl grade entwickeln,- und durchaus sehr instabil sein können – hat das oft nicht zu unterschätzende Auswirkungen. Da scheint es nachvollziehbar, dass sich manch einer lieber gar nicht erst solch einer Situation aussetzt und lieber auf der Bank oder gleich zuhause bleibt.

 

Das bedeutet natürlich nicht, dass du ab jetzt keine Kritik mehr äußern darfst oder dass wir alle nur noch „schleimen“ sollten. Es ist nun mal Realität, dass nicht alles was wir tun, von allen Seiten bejubelt wird. Und wie gesagt, eine der wichtigsten Aufgaben im Alltag einer Lehrkraft ist es ja, immer wieder Rückmeldung zu geben. Das ist nicht wegzudenken – im Gegenteil: Konstruktives Feedback ist für Lernen, Persönlichkeitsentwicklung und das Leben insgesamt unerlässlich.

 

Aber es bedeutet, dass wir genau prüfen sollten, wie wir Rückmeldungen geben, was unser Grundton in der Kommunikation ist und wie wir in den Klassenzimmern miteinander sprechen. Und es zeigt in aller Deutlichkeit: Sprache ist kein Kuschel-Thema! Wertschätzende Kommunikation meint nicht ein paar „warme Worte“, sondern ist ein echter Schlüssel für die Zusammenarbeit mit Menschen.

 

Und wie sieht es in der Praxis aus?

Wertschätzende Kommunikation im Schulalltag? Aber hallo! Auf allen Ebenen, auf denen dir Kommunikation begegnet, kannst du von bewusst wertschätzender Sprache profitieren. Für eine erste, persönliche Bestandsaufnahme können folgende drei Ebenen betrachtet werden: Wie rede ich mit meiner Schülerschaft (und sie mit mir)? Wie spreche ich mit den Eltern? Wie reden wir Lehrkräfte untereinander, miteinander, über einander? Auf allen drei Ebenen gibt es sprachliche Herausforderungen und Fallen, vermutlich kennst du selbst genug davon. Aber es gibt eben auch immer Möglichkeiten, Sprache bewusst zu gestalten.

 

Schülerschaft: Besonders schwierig wertschätzend (oder wenigstens neutral) zu kommunizieren erscheint es, wenn der Grundton in einer Klasse, Alters- oder Peer-Gruppe voll verbaler Aggression ist. Wenn Beleidigungen und Schreien Alltag oder sogar Inn sind. „Hey alte Fot**!“ – ist die beste Freundin. Überwältigt resigniert man vielleicht: „Die kennen das nur so, die können das nur so.“ Schneller als man denkt, lässt man sich selbst von diesem Sog mitreißen. Sprache färbt ab. Sprache schafft Realität. Dieser Kreislauf lässt sich aber auch umkehren: Die Lehrperson ist und bleibt Vorbild, so auch ihre Sprache. Durch bewusstes Sprach-Management in der Klasse können Kinder und Jugendliche Wertschätzung nicht nur erfahren (und genießen), sondern auch lernen, wie das geht. Welche Beleidigungen toleriere ich in der Klasse? Welche Feedbackvorschläge und alternative Formulierungen gebe ich meiner Schülerschaft an die Hand? Wie und wie oft melde ich Stärken und Erfolge zurück? Wie drücke ich mich selbst aus, wenn ich verärgert oder wütend bin? Dabei gilt, je früher man bewusst wertschätzende Kommunikation etabliert, desto stärker die Auswirkung auf das Klassenklima.

 

Elternebene: Bei der vorherrschenden Ressourcenknappheit reicht die Zeit für Elterngespräche oft grade nur so für Problem- und Krisengespräche. „Elterngespräche“ haben deswegen ja nicht so das beste Image. Keine guten Startbedingungen für konstruktive Gespräche! Eine Möglichkeit ist es ganz bewusst,- präventiv sozusagen, positiven Kontakt zu den Eltern zu suchen. Eine kurze Rückmeldung bei Erfolgen, ab und zu mal eine Rundmail nach einem gelungenen Klassenprojekt. Und statt zu schimpfen erstmal anerkennen: Grade in Krisengesprächen ist es für Eltern unglaublich wertvoll, (auch mal) positives Feedback über ihre Kinder zu bekommen. So eine wertschätzende Rückmeldung zu Beginn eines Gesprächs kann ein echter Türöffner für die folgende Krisenarbeit sein.

 

Kollegium: Wie miteinander gesprochen wird, hängt maßgeblich mit dem zugrundliegenden Klima der Wertschätzung an der Schule ab. Diese wird durch Leitbild und Leitungsebene getragen und gelebt (oder eben auch nicht). Hängen überall Anti-Mobbing-Plakate aber die Führungsebene lästert im Lehrerzimmer ordentlich mit? Wie wird über die Schülerschaft gesprochen? Wer moderiert Gespräche, greift jemand ein bei Beleidigungen und Schimpftiraden? Und welche Möglichkeiten werden den Lehrpersonen denn gegeben, ihren Frust oder Ärger anzubringen? Als Einzelperson hat man es manchmal wirklich schwer, sprachlich etwas zu ändern, wenn das Klima insgesamt nicht stimmt. Aber da wiederum liegt auch die Möglichkeit des Top-Down-Role-Models: Führungspersonen als Vorreiter, denen ein respektvoller, wertschätzender Umgang wichtig sind, können viel bewegen. Neben der Vorbild- und regulierenden Funktion können sie auch Ressourcen frei machen für kommunikationsbezogene Fortbildungen und Projekte. Aber auch du als Einzelperson kannst in deiner Arbeit, in deiner Sprache jeden Tag neu entscheiden, bewusst wertschätzend zu formulieren und somit einen Unterschied zu machen.

 

Das Wichtigste zum Schluss: Für nachhaltig wertschätzende Kommunikation in der Schule scheint es mir ganz wesentlich, entspannt zu bleiben. Sie soll einfach sein und guttun. Es geht nicht darum, jedes einzelne Wort perfekt zu formulieren und ja nie wieder etwas Negatives zu sagen. Und wenn man dann eben doch mal aus der Haut gefahren ist und die Zunge mehr Abwertung und Ärger (denn professionelle Sachlichkeit) herausgeflucht hat, kommt das Wichtigste ins Spiel: Wertschätzend mit sich selbst sein. Sich freundlich als Menschen erkennen. Die eigene Situation und Anstrengung achten. Und morgen der Wertschätzung eine neue Chance geben. Vielleicht ja mit einem der folgenden Impulse.

Drei Impulse für das Schulgeschehen

Wertschätzender Abschluss

Eine Abschlussrunde, Abschlussfeedback als Kreis oder spontanes Melden sind etablierte Methoden, einen Unterricht zu beenden. Wird so eine Feedbackrunde ritualisiert, bietet sie eine pragmatische, kurze, akzeptierte und häufig sogar von der Schülerschaft geschätzte Möglichkeit einen Unterricht oder einen Tag zu beschließen. Warum nicht mal statt dem klassischen „Das war gut“, „Das war schlecht“, oder was du sonst so kennst, ganz bewusst etwas Wertschätzung einbringen? Zum Beispiel mit folgenden Feedbackfragen:

 

Wofür möchte ich mich heute bedanken (und bei wem)? Bei wem möchte ich mich heute entschuldigen (und für was)? Was ist mir aufgefallen, was … heute echt gut gelungen ist und ich möchte es zurückmelden? Und was ist dir selbst aufgefallen, hat heute in der Klasse etwas besser oder sogar echt gut geklappt…?

 

Less Sh**-Talk in Klassenkonferenzen

Besonders gefährdet für abwertende Kommunikation sind hoch emotional aufgeladene Situationen wie die Krisen-Klassenkonferenz. Klassischerweise einberufen, wenn das Kind sozusagen schon in den Brunnen gefallen ist. Ärger und oder Verzweiflung bestimmen die Situation – oft auch sprachlich. Bei allem Verständnis für die Schwierigkeit der teilnehmenden Lehrpersonen, eine defizitorientierte, problemfokussierte Kommunikation oder ein persönliches Abwerten des „Arschloch-Kindes“ (ja, leider sprechen immer noch manche Pädagogen innerhalb der Ausübung ihres Berufes so über die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendliche) sind neuro-psychologisch gesehen einfach nicht hilfreich. Sie Vergiften nicht nur das Arbeitsklima sondern hemmen die Entwicklung von Lösungsstrategien durch das Binden kognitiver Ressourcen.

 

Natürlich darfst du darauf hinweisen, wenn die Kommunikation ein professionelles, arbeitsbezogenes Niveau verlässt – falls das die moderierende Person grade mal vergessen hat. Aber vielleicht können dir auch folgende Impulsfragen Anregung für solch herausfordernden Situationen sein:

 

Wie sprechen wir über die uns anvertrauten Kinder und Jugendliche? Wie würde es sich auf meine Leistung, Motivation und Verhalten auswirken, wenn so über mich gesprochen würde? Welche Lehrperson spricht in welcher Situation wie über die betreffenden Schüler? Welche eigenen Gefühle und Bedürfnisse könnten abwertenden Kommentaren zugrunde liegen? Welcher Lehrkraft gelingt es, trotz allem, etwas Wertschätzendes über den Index-Schüler zu sagen? Wie gelingt ihr, ihm das (nachfragen erlaubt!)? Was könnte ich selbst, an berechtigtem, positivem Feedback einbringen, um den Shift der Arbeitsatmosphäre hin zur Lösungsfokussierung zu unterstützen…?

 

Der kleinster, erster Schritt

Absolut banal und doch so essentiell: Begrüße deine Schülerschaft freundlich, mit einem Lächeln und sprich sie dabei mit ihrem Namen an. Das Bedürfnis nach Wertschätzung beginnt damit, als individuelle Person gesehen zu werden, egal in welchem Alter oder Kontext. Jemandes Namen zu kennen und ihn oder sie mit diesem anzusprechen legt den Grundstein dafür. Das ist doch selbstverständlich? Dann achte doch mal darauf: Kennst du alle Namen deiner Schüler? Und vor allem – wissen die das auch?! Wie oft begrüßt du die Kinder und Jugendlichen mit ihren Namen? Und wo befinden sich deine Mundwinkel, wenn du die Tür zum Klassensaal öffnest…?

Heute stehen die Prüfungen im Bodenturnen an. Ich persönlich habe das Bodenturnen geliebt – sowohl in der Schule als auch im Studium, es war eines meiner Stärken. In meiner Klasse sieht das eher gemischt aus. Ich hatte die Prüfungen bereits vor ein paar Wochen angekündigt, entsprechend ist es kaum verwunderlich, dass drei meiner Lernenden fehlen und vier weitere auf der Bank sitzen, weil sie dies oder jenes haben – bzw nicht dabei haben. Also gut, ich nehme was ich kriegen kann. Let’s go.

 

„Theo, der Handstand klappt noch nicht.“, „Marta, bei der Rolle vorwärts bist du vom Weg abgekommen“, „Karlo. Du machst immer den gleichen Fehler wenn du in den Handstand gehst.“ „Anja, das war nicht flüssig genug, bitte nochmal.“ Mein inneres Kind schreit: Puuh, Frau Mayer – sie meckern heute aber wieder ordentlich.

 

Aber was soll ich machen, die Vorgaben sind klar – und ich muss ihnen ja Feedback geben für ihre Entwicklung und so.

Eigentlich ganz klar: Du willst mit den Rückmeldungen die motorischen Kompetenzen deiner Lerngruppe fördern und die gesetzten Ziele aus dem Lehrplan verfolgen. Dafür brauch es Diagnose, Analyse und dann eben Feedback.

 

Und zusätzlich gibt es da noch eine ganz bestimmte Prägung unserer Gesellschaft: Wir lieben es unsere Aufmerksamkeit den Schwächen zu widmen. Wir schauen gerne, was noch nicht so gut klappt. Und noch mehr lieben wir es, Fehler aufzudecken – und wenn es die Nadel im Heuhaufen ist. Wir würden sie finden – natürlich nur der möglichen Weiterentwicklung zu liebe. (Sarkasmus Ende)

 

Ein Kind gelangt mit großer Entdeckungsfreude in das Bildungssystem. Es ist neugierig, aufgeweckt, es macht Fehler und lernt daraus, weil es intuitiv weiß „das bringt mich weiter“. Doch mit der Zeit gelangt es ins Schwanken – das Selbstwertgefühl kommt aus dem Gleichgewicht.

 

Denn schon früh merkt der Mensch „ich muss bestimmte Dinge leisten, um etwas Wert zu sein auf dieser Welt“. Und dann erhält der Mensch BEwertungen in Form von Noten, von rot Markierungen, von durchgestrichenen Ergebnissen oder auch in Form von körperlicher Kritik à la „Du bist zu langsam.“.

 

Schade eigentlich. Denn würden wir dieses tolle Selbstbild eines Kindes einfach beibehalten, würden wir uns sicherlich viel Wut, Frust und ggf. auch Therapiestunden ersparen. Aber die gute Nachricht ist, indem du deine Lerngruppe unterstützt, ein Verständnis für die eigenen Stärken (und Schwächen) zu entwickeln, hilfst du ihnen zurück zu diesem wichtigen Selbstbild – zurück in die Selbstliebe.

 

Was würde passieren, wenn du die Aufmerksamkeit auf die Stärken legst?

 

„Jeder ist ein Genie! Aber wenn Du einen Fisch danach beurteilst, ob er auf einen Baum klettern kann, wird er sein ganzes Leben glauben, dass er dumm ist.“ Albert Einstein

 

Lass uns etwas Verrücktes tun. Lass uns einmal nicht nur die Fehler suchen… das Haar in der Suppe, die eine Sache, die nicht so gut klappt.

Ich gebe dir hier 5 gute Gründe, warum es sich lohnt den Fokus auf die Stärken zu legen.

1. Du gibst damit den Raum für Entwicklung.

Albert Einstein trifft es auf den Punkt. Wenn wir Lernenden nur auf ihre Schwächen beziehen, beschränken wir sie in ihrem Geist. Durch das Bewusstsein der Stärken kommen sie automatisch in die Selbstreflexion. Selbstreflexion ist ein essentielles Werkzeug für die eigene Weiterentwicklung im Leben.

 

2. Du förderst Einzigartigkeit

Konzentrieren wir uns nur auf die Schwächen und das „Ausmerzen“ dieser und hangeln uns am Lehrplan entlang ohne den Blick über den Tellerrand hinaus, dann fördern wir keine Individuen, wir fördern maximal einen „Einheitsbrei“, der in der großen Welt untergehen wird. Diese Kinder und Jugendliche sind so viel mehr als ihre Noten, sie sind einzigartig.

 

3. Du gibst der Gesellschaft einen Mehrwert

Ohne Witz – viele Menschen sind sich ihrer Stärken nicht bewusst. Natürlich gibt es die Standardsätze im Bewerbungsgespräch „ich bin sehr zuverlässig“, „Ich kann gut mit Menschen“, bla bla bla. Ok. Aber was sind deine Stärken, welche eigenen Ressourcen kannst du besonders effektiv nutzen? Bist du vielleicht kreativ? Bist du lösungsorientiert? Bist du begeisterungsfähig oder sensibel? Jeder Mensch hat seine Stärken und wenn er sich diesen bewusst wird, kann er einen Beitrag in der Gesellschaft leisten beruflich und privat.

 

4. Du motivierst den Lernenden

Gegen die Noten im Sportunterricht kannst du heute und morgen nichts „tun“, aber du kannst im Vorfeld dafür sorgen, dass deine Lernenden ihren eigenen Wert nicht nach  Noten messen. Erfolgserlebnisse und ein gutes Selbstwertgefühl motivieren und somit steigt die Chance automatisch, dass die Lernenden sich auf das Ziel konzentrieren und ggf. Schwächen in Stärken umwandeln.

 

5. Du weckst Potenzial

Wie viele Kinder und Jugendliche sagen von sich selbst „ich bin unsportlich“? Und das meist nur, weil sie schlechte Noten im Sportunterricht haben. Aber gibt es wirklich unsportliche Menschen? Der Mensch lebt durch Bewegung, er lernt durch Bewegung er brauch Bewegung um gesund zu bleiben. Wir denken, dass jede:r Lernende:r einen Sport finden kann, der ihm oder ihr liegt und deine Aufgabe ist es, durch die Analyse von Stärken das Potenzial zum Vorschein zu bringen.

„Der Sturm wird immer stärker. Das macht nichts – ich auch.“ Pippi Langstrumpf

 

Auch der Druck in unserer Gesellschaft wird immer stärker. Wir wachsen in einer geschäftigen und sich ständig verändernden Welt auf, in der wir schnell glauben, dass man (zu viele) Dinge von uns erwartet, die wir nicht erfüllen oder leisten können. Wir sind enttäuscht von uns selbst, hadern mit Fehlern, sind unzufrieden oder wünschen uns das „alles anders ist“. Mit Motivation und das Bestärken der Stärken machst du deine Lernenden bereit für diesen Sturm. Durch das Bewusstsein der eigenen Stärken, können Menschen in die Selbstwirksamkeit kommen.

Tipps für den „Stärke-orientierten“ Sportunterricht

 

  1. Zum Einstieg in ein neues Thema dürfen die Lernenden sich 1-3 Eigenschaften notieren, die sie als eigene Stärke sehen – bezogen auf das neue Thema. Du kannst hier gerne Vorschläge liefern und überlegen, welche Stärken braucht es für dieses Thema, für diese Sportart. Teamfähigkeit, Taktisches Denken, Schnelligkeit, Kreativität, Rhythmus, hohe Reaktionsfähigkeit, Geschicklichkeit, ….
  2. Zum Ende einer Einheit/einer Sportstunde kannst du fragen: „Worauf bist du heue besonders stolz?“ Auch diese Frage können die Lernenden für sich (möglichst) schriftlich beantworten. Bei Bedarf (und zeitlichen Raum) kann man Beispiele aus der Gruppen erzählen lassen.
  3. Gib deinen Lernenden immer wieder an den richtigen Stellen Feedback zu ihren Stärken und was du beobachtest – das kann zwischendurch oder auch in einem Abschlusskreis o.ä. stattfinden. Diese Rückmeldung muss sich nicht unbedingt auf körperliche Leistungen beziehen.

 

„Peter, du hast heut einen super Teamgeist bewiesen im Spiel, deine Intension hat das Team zusammengehalten.“

 

„Maria, du warst heute sehr kreativ im Parcours, du hast hier sehr viel Potenzial.“

 

„Mia, du bist sehr bedacht an die Übung heran gegangen und hast somit mögliche Verletzungen verhindert, das war gut.“

 

„Tim, du hast heute nicht aufgegeben bei deinen ersten Metern auf den Inline Skates, du bist nach jedem Sturz mit einem Lächeln aufgestanden und bist weiter gefahren – dein Durchhaltevermögen ist toll“

 

  1. Vergib Teilnoten um auch hier den Fokus auf die Stärken legen zu können und kommuniziere diese eindeutig. Am Ende sollte nicht die 5 im Bodenturnen überwiegen, sondern die 2 in der Leistungsbereitschaft.

Du kannst den Unterschied machen.

Aber dazu gehört eine gute innere Einstellung. Statt dich zu fragen Was kann Karlo noch nicht auf dem Weg zum Ziel XY? kannst du dich fragen Was kann Karlo schon auf dem Weg zum Ziel, worauf er aufbauen kann.

 

Erlaube dir, positiv über deinen Lernenden zu denken. Gehe davon aus, dass das was dein Gegenüber gerade tut, die bestmögliche Strategie ist, die ihm momentan zur Verfügung steht.

 

Fehlerquellen sollten trotzdem nicht unbeachtet bleiben

Und wir müssen jetzt auch keine Lobpartys schmeißen. Stärken zu stärken oder auch andere Methoden wie positive Fehlerkultur oder wertschätzende Kommunikation bedeuten nicht, dass wir jedes kritische Verhalten ignorieren oder weglächeln. Probleme und Fehler dürfen natürlich angesprochen werden – sonst würden deine Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit als Lehrkraft in Frage stehen.

Vielmehr bedeuten diese Methoden und Werkzeuge, dass du den Mensch vor dir ganzheitlich siehst und respektierst. Dass du dich auf eine Kommunikation auf Augenhöhe einlässt, empathisch und motivierend lehrst und an den richtigen Stellen die Türen für „mehr“ öffnest.

 

Mit dem Blick auf die Stärken darf auch immer die Perspektive und Erwartunge ins Spiel kommen.

 

„Anton, das (XY benennen) war wirklich gut heute, was würdest du beim nächsten mal gerne noch besser machen?“ oder „Das war schon der richtige Weg – was fiel dir schwer an dieser Stelle weiterzugehen?“

 

Du kannst das übrigens auch bei dir selbst anwenden. Wie oft hinterfragst du dich und deine Schwächen selbst? Und wann bist du dir deiner Stärken bewusst und setzt diese effektiv ein?

 

Sei mutig und komme mit deinen Lernenden in den Austausch über ihre Stärken und damit auch ganz automatisch über die Schwächen und das Potenzial, das in jedem steckt. Ich wünsche mir eine Gesellschaft mit weniger Fokus auf Schwächen und dafür mehr Freude und Leichtigkeit – vor allem in Bezug auf den Sportunterricht, Bewegung im Allgemeinen und den eigenen Körper.

 

WHEELUP! YOU.

Es ist 07:35 Uhr in der Turnhalle der Theresienschule. Sportuntericht mit meiner 8b steht an. Ich bin selbst noch nicht in sportlicher Verfassung, aber wenigstens sehe ich schon einmal sportlich aus. Im Gegensatz zu den 5 Kandidaten hier links auf meiner Turnbank. Meine Spezialisten. Das heutige Ausreden-Spektrum:

 

  • Ich habe meine Sportsachen zuhause vergessen
  • Ich habe Menstruationsbeschwerden
  • Ich bin immer noch ziemlich erkältet *husthust*
  • Meine Mutter hat meine Sportschuhe nicht eingepackt
  • Ich glaube ich habe mir meinen Unterarm gezerrt – vielleicht beim Playstation zocken

 

Ich sammle die ein oder andere Entschuldigung aus letzter Woche noch ein und wir starten mit einem guten Durchschnitt: 22 von 27 Lernende sind am Start. Yeah.

Kinder und Jugendliche verbringen gerne 90 Minuten auf einer Holzbank?!

Wohl eher nicht, denn so bequem sind diese Bänke nun auch nicht und überleg‘ doch einmal, was man in 90 Minuten alles schaffen könnte. Auf Tik Tok reichen 90 Minuten für über 300 Reels – das ist für manche Menschen mehr als das Tagesziel.

 

Aus dem Studium wissen wir vielleicht noch, dass Bewegung mega gut für den Menschen ist.

 

#FACT Durch Bewegung setzen wir Glückshormone frei wie z.B. Serotonin. Die Ausschüttung von Serotonin hemmt Stress, sorgt für mehr Elan und Motivation. Außerdem wirkt dieser Botenstoff ausgleichend und entspannend.

 

Also warum wehren sich einige Kinder und Jugendliche denn nun dagegen und werden zu den Großmeistern der Ausreden.

 

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe – einer davon ist die fehlende Motivation (Mist ein Teufelskreis, würden sie sich bewegen, könnte die Motivation ja steigen).

 

Gründe für die fehlende Motivation

  • Tageszeit/ Stundenplan
  • Lehrinhalt/ Sportart
  • Mentale Herausforderungen

 

Tageszeit/ Stundenplan

Wusstest du, dass der Körper einen eigenen Biorhythmus hat?

 

#FACT Im Normalfall sind wir zwischen 9 – 11 Uhr und zwischen 16 – 19 Uhr am leistungsfähigsten. Der späte Nachmittag ist jedoch der beste Zeitpunkt, um körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. Dort laufen unsere körperlichen Funktionen auf Hochtouren. Die Kerntemperatur des Körpers ist optimal, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz haben ihr Maximum erreicht.*

 

Außerdem stellt sich die Frage: Wer möchte in der 3. Stunde nach Schweiß riechend im Physikunterricht Experimente auf engstem Raum machen? Für Duschen gibt es selten die Gelegenheit und Möglichkeit. So oder so ähnlich können die zeitlichen Umstände für deine Lernenden aussehen.

 

Lehrinhalt

Nicht jede Sportart macht jedem Kind Spaß. Jap, das ist eine Tatsache, die muss man beachten im täglichen Lehren. Natürlich gibt der Lehrplan hauptsächlich Sportarten vor, die unserem kulturellen Gut entsprechen und die inspirieren können für Vereinstätigkeiten, damit auch in der Freizeit Bewegung stattfindet. Vielleicht hat jemand auch negative Erfahrungen im Ballsport gemacht oder ist früher von einem Barren gestürzt, oder ….

 

Es kann also viele Gründe geben, warum der aktuelle Lehrplaninhalt nicht bei allen zum Jubelschrei führen wird. Aber das ist ok.

 

Mentale Herausforderungen

Und das ist eigentlich einer der Kerngründe für das „nicht-Mitmachen“. Besonders in Richtung Pubertät passiert ganz viel mit dem menschlichen Körper, er verändert sich äußerlich wie innerlich. Da kann das Seilspringen mit der auf einmal ziemlich beachtlichen Oberweite unangenehm sein.  Und der Junge, der auf einmal bei der kleinsten Anstrengung in mega Schwitz-Attacken verfällt, fühlt sich unwohl beim Brennball – denn hier gilt doch immer „alles geben für’s Team“. Vielleicht gibt es aber auch einfach Unstimmigkeiten in der Klasse und das Vertrauen für Teamspiele ist angeknackst.

 

Also auch hier auf der mentalen Ebene in Kombination mit der Sozialkompetenz der Gruppe, kannst du viele Gründe finden, dass manche Kinder und Jugendliche ihre Zeit lieber auf der Turnbank verbringen.

 

Zugegeben. Du hast wenig Einfluss auf den Stundenplan, Tageszeiten oder auf die Lehrplan-Vorgaben. Wenn die Gruppe die vor dir steht, nicht zufällig auch deine Klasse ist, kennst du evtl auch nicht die Probleme und Umstände von einzelnen oder die Konflikte in der Gruppe.

 

Und doch kannst du etwas verändern, um die Stimmung im Schulsport zu ändern und die intrinsische Motivation zu steigern.

 

#FACT Sind Menschen intrinsisch motiviert, stellen sie sich gerne Herausforderungen und bleiben länger am Ball. Das kann zum Beispielen bedeuten, dass Kinder und Jugendliche sich nicht nur gerne im Sportunterricht bewegen sondern auch darüber hinaus aktiv bleiben. Intrinsisch motiviert können sie Gelerntes besser annehmen und in ihrer Freizeit umsetzen – z.B. im Sportverein oder mit Freunden.

 

Wenn aber aufgrund von Bestrafungs- oder Belohnungssystemen gelernt wird (extrinsische Motivation), ist der Erfolg meist nur von kurzer Dauer, wenn er überhaupt eintritt.

 

Drei Tipps für mehr Motivation im Schulsport

  1. Knüpfe deinen Unterricht an die Lebenswelt der Lernenden an
  2. Gib ihnen eine Übersicht über die Inhalte
  3. Erschaffe besondere Erlebnisse

 

Gehen wir ins Detail.

 

Die Lebenswelt der Lernenden

Wie kann es uns gelingen, den Unterricht an die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen anzuknüpfen? Der erste Schritt ist recht einfach: Frag‘ sie, was sie aktuell interessiert.

 

Was interessiert und bewegt Kinder und Jugendliche? Die Genration Z, wie sie genannt wird, kann und möchte nicht mehr ohne Smartphone und Tablet sein. Da kannst du anknüpfen, indem du digitale Medien und Tools im Sportunterricht nutzt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten um z.B. Choreografien und Runs digital zu planen oder Videotools für die eigene Bewegungsanalyse.

 

Kleiner Tipp: WHEELUP! bietet dir und deinen Lernenden eine spannende App mit Tutorials, AR-Parcours und PLAY-Features.

 

Außerdem legen Kinder und Jugendliche immer mehr Wert auf Gesundheit im Allgemeinen. Einige möchten gerne mehr Muskeln aufbauen (meist aus optischen Gründen), andere würden gerne lernen, wie man richtig läuft bzw joggt. Kinder und Jugendliche interessieren sich für moderne Tanzstile und ausgefallene Spiele, die vielleicht an einem Computerspiel anknüpfen (oder an einer Serie, einem Film).

 

Gehe mit deinen Lernenden in den Austausch, so kannst du am besten auf Wünsche, Ideen und Bedürfnisse eingehen.

 

Gib ihnen Einblicke in deine Pläne

Wir wollen doch alle gerne wissen, was als nächstes passiert – für deinen Sportunterricht braucht es da keine Zauberkugel. Du hast den vorgegebenen Lehrplan, deine eigenen Erfahrungen und die Rückmeldung deiner Lernenden. Gestalte hieraus eine Übersicht, die du z.B. zu Beginn eines Schulhalbjahres mit deiner Klasse besprichst. Erklär ihnen die Lehrplan-Vorgaben (und das darfst du an dieser Stelle auch betonen: „Das sind die Vorgaben aus dem Lehrplan, auf die ich keinen Einfluss nehmen kann. Aber ich unterstütze euch so gut ich kann in der Umsetzung“) und Lernziele, die sich daraus ergeben. Ergänze deine Ideen und zeige ihnen die möglichen Wege und Freiräume zum Ziel, die sie mitgestalten dürfen.

 

#FACT Selbstwirksamkeit – eine Schlüsselkompetenz. Indem Menschen Gelegenheit bekommen, Verantwortung zu übernehmen, gesehen zu werden und an Entscheidungen beteiligt zu sein, erlangen sie mehr Handlungsfähigkeit, Zuversicht und Energie, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Special Effects des Schulsports

Das ist doch das, was uns allen aus unserem Sportunterricht in Erinnerung geblieben ist: Der Ausflug auf die Eisbahn, die Skiwoche, der Tag in der Jumpfabrik, die Fahrradtour am Main, ….

 

Diese Erlebnisse bleiben den Kindern und Jugendliche als gute Erinnerung. Du kannst diese Glückshormone der besonderen Erlebnisse nutzen, um die Motivation für die weiteren Einheiten zu steigern. Beispiel: Zum Start für das Thema Dauerlauf gestaltest du einen spannenden Wald- oder Orientierungslauf. Der Spaß und das Erlebnis dieser Stunde können ein positiver Anschub für die fortlaufenden Stunden sein.

 

Oder bevor der beliebte Bocksprung an der Reihe ist, macht ihr einen coolen Le Parcours-Workshop oder einen Ausflug in die Jumpfabrik…

 

Und mein beliebtestes Beispiel aus dem Bereich „Rollen-Fahren-Gleiten“. Statt die Rollbretter aus dem Schrank zu holen, lade WHEELUP! in deine Schule ein. Dort wird Koordination, Gleichgewicht und Ausdauer auf Inline-Skates, Scooter, Longboard und Co trainiert. Das ist definitiv ein Erlebnis für deine Klasse.

 

Also blicke über den Tellerrand hinaus, beziehe deine Klasse aktiv ein und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du Veränderungen feststellen wirst.

 

Zum Schluss möchte ich dir noch einmal Mut machen.

Du machst einen großartigen Job und hey, für manche Kinder oder Jugendliche ist dein Schulsport der einzige Zugang zu Bewegung. Gerade im Bildungssektor herrscht oftmals dieses „das haben wir ja immer so gemacht“ – aber du darfst deinen Weg immer wieder prüfen, analysieren, reflektieren und Veränderung in den Schulsport bringen.

 

WHEELUP! YOU.