3 Tipps für mehr Motivation im Sportunterricht

Es ist 07:35 Uhr in der Turnhalle der Theresienschule. Sportuntericht mit meiner 8b steht an. Ich bin selbst noch nicht in sportlicher Verfassung, aber wenigstens sehe ich schon einmal sportlich aus. Im Gegensatz zu den 5 Kandidaten hier links auf meiner Turnbank. Meine Spezialisten. Das heutige Ausreden-Spektrum:

  • Ich habe meine Sportsachen zuhause vergessen
  • Ich habe Menstruationsbeschwerden
  • Ich bin immer noch ziemlich erkältet *husthust*
  • Meine Mutter hat meine Sportschuhe nicht eingepackt
  • Ich glaube ich habe mir meinen Unterarm gezerrt – vielleicht beim Playstation zocken

Ich sammle die ein oder andere Entschuldigung aus letzter Woche noch ein und wir starten mit einem guten Durchschnitt: 22 von 27 Lernende sind am Start. Yeah.

Kinder und Jugendliche verbringen gerne 90 Minuten auf einer Holzbank?!

Wohl eher nicht, denn so bequem sind diese Bänke nun auch nicht und überleg‘ doch einmal, was man in 90 Minuten alles schaffen könnte. Auf Tik Tok reichen 90 Minuten für über 300 Reels – das ist für manche Menschen mehr als das Tagesziel.

Aus dem Studium wissen wir vielleicht noch, dass Bewegung mega gut für den Menschen ist.

#FACT Durch Bewegung setzen wir Glückshormone frei wie z.B. Serotonin. Die Ausschüttung von Serotonin hemmt Stress, sorgt für mehr Elan und Motivation. Außerdem wirkt dieser Botenstoff ausgleichend und entspannend.

Also warum wehren sich einige Kinder und Jugendliche denn nun dagegen und werden zu den Großmeistern der Ausreden.

Dafür gibt es sicherlich viele Gründe – einer davon ist die fehlende Motivation (Mist ein Teufelskreis, würden sie sich bewegen, könnte die Motivation ja steigen).

Gründe für die fehlende Motivation

  • Tageszeit/ Stundenplan
  • Lehrinhalt/ Sportart
  • Mentale Herausforderungen

Tageszeit/ Stundenplan

Wusstest du, dass der Körper einen eigenen Biorhythmus hat?

#FACT Im Normalfall sind wir zwischen 9 – 11 Uhr und zwischen 16 – 19 Uhr am leistungsfähigsten. Der späte Nachmittag ist jedoch der beste Zeitpunkt, um körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. Dort laufen unsere körperlichen Funktionen auf Hochtouren. Die Kerntemperatur des Körpers ist optimal, Blutdruck, Herz- und Atemfrequenz haben ihr Maximum erreicht.*

Außerdem stellt sich die Frage: Wer möchte in der 3. Stunde nach Schweiß riechend im Physikunterricht Experimente auf engstem Raum machen? Für Duschen gibt es selten die Gelegenheit und Möglichkeit. So oder so ähnlich können die zeitlichen Umstände für deine Lernenden aussehen.

Lehrinhalt

Nicht jede Sportart macht jedem Kind Spaß. Jap, das ist eine Tatsache, die muss man beachten im täglichen Lehren. Natürlich gibt der Lehrplan hauptsächlich Sportarten vor, die unserem kulturellen Gut entsprechen und die inspirieren können für Vereinstätigkeiten, damit auch in der Freizeit Bewegung stattfindet. Vielleicht hat jemand auch negative Erfahrungen im Ballsport gemacht oder ist früher von einem Barren gestürzt, oder ….

Es kann also viele Gründe geben, warum der aktuelle Lehrplaninhalt nicht bei allen zum Jubelschrei führen wird. Aber das ist ok.

Mentale Herausforderungen

Und das ist eigentlich einer der Kerngründe für das „nicht-Mitmachen“. Besonders in Richtung Pubertät passiert ganz viel mit dem menschlichen Körper, er verändert sich äußerlich wie innerlich. Da kann das Seilspringen mit der auf einmal ziemlich beachtlichen Oberweite unangenehm sein.  Und der Junge, der auf einmal bei der kleinsten Anstrengung in mega Schwitz-Attacken verfällt, fühlt sich unwohl beim Brennball – denn hier gilt doch immer „alles geben für’s Team“. Vielleicht gibt es aber auch einfach Unstimmigkeiten in der Klasse und das Vertrauen für Teamspiele ist angeknackst.

Also auch hier auf der mentalen Ebene in Kombination mit der Sozialkompetenz der Gruppe, kannst du viele Gründe finden, dass manche Kinder und Jugendliche ihre Zeit lieber auf der Turnbank verbringen.

Zugegeben. Du hast wenig Einfluss auf den Stundenplan, Tageszeiten oder auf die Lehrplan-Vorgaben. Wenn die Gruppe die vor dir steht, nicht zufällig auch deine Klasse ist, kennst du evtl auch nicht die Probleme und Umstände von einzelnen oder die Konflikte in der Gruppe.

Und doch kannst du etwas verändern, um die Stimmung im Schulsport zu ändern und die intrinsische Motivation zu steigern.

#FACT Sind Menschen intrinsisch motiviert, stellen sie sich gerne Herausforderungen und bleiben länger am Ball. Das kann zum Beispielen bedeuten, dass Kinder und Jugendliche sich nicht nur gerne im Sportunterricht bewegen sondern auch darüber hinaus aktiv bleiben. Intrinsisch motiviert können sie Gelerntes besser annehmen und in ihrer Freizeit umsetzen – z.B. im Sportverein oder mit Freunden.

Wenn aber aufgrund von Bestrafungs- oder Belohnungssystemen gelernt wird (extrinsische Motivation), ist der Erfolg meist nur von kurzer Dauer, wenn er überhaupt eintritt.

Drei Tipps für mehr Motivation im Schulsport

  1. Knüpfe deinen Unterricht an die Lebenswelt der Lernenden an
  2. Gib ihnen eine Übersicht über die Inhalte
  3. Erschaffe besondere Erlebnisse

Gehen wir ins Detail.

Die Lebenswelt der Lernenden

Wie kann es uns gelingen, den Unterricht an die Lebenswelt der Kinder und Jugendlichen anzuknüpfen? Der erste Schritt ist recht einfach: Frag‘ sie, was sie aktuell interessiert.

Was interessiert und bewegt Kinder und Jugendliche? Die Genration Z, wie sie genannt wird, kann und möchte nicht mehr ohne Smartphone und Tablet sein. Da kannst du anknüpfen, indem du digitale Medien und Tools im Sportunterricht nutzt. Es gibt zahlreiche Möglichkeiten um z.B. Choreografien und Runs digital zu planen oder Videotools für die eigene Bewegungsanalyse.

Kleiner Tipp: WHEELUP! bietet dir und deinen Lernenden eine spannende App mit Tutorials, AR-Parcours und PLAY-Features.

Außerdem legen Kinder und Jugendliche immer mehr Wert auf Gesundheit im Allgemeinen. Einige möchten gerne mehr Muskeln aufbauen (meist aus optischen Gründen), andere würden gerne lernen, wie man richtig läuft bzw joggt. Kinder und Jugendliche interessieren sich für moderne Tanzstile und ausgefallene Spiele, die vielleicht an einem Computerspiel anknüpfen (oder an einer Serie, einem Film).

Gehe mit deinen Lernenden in den Austausch, so kannst du am besten auf Wünsche, Ideen und Bedürfnisse eingehen.

Gib ihnen Einblicke in deine Pläne

Wir wollen doch alle gerne wissen, was als nächstes passiert – für deinen Sportunterricht braucht es da keine Zauberkugel. Du hast den vorgegebenen Lehrplan, deine eigenen Erfahrungen und die Rückmeldung deiner Lernenden. Gestalte hieraus eine Übersicht, die du z.B. zu Beginn eines Schulhalbjahres mit deiner Klasse besprichst. Erklär ihnen die Lehrplan-Vorgaben (und das darfst du an dieser Stelle auch betonen: „Das sind die Vorgaben aus dem Lehrplan, auf die ich keinen Einfluss nehmen kann. Aber ich unterstütze euch so gut ich kann in der Umsetzung“) und Lernziele, die sich daraus ergeben. Ergänze deine Ideen und zeige ihnen die möglichen Wege und Freiräume zum Ziel, die sie mitgestalten dürfen.

#FACT Selbstwirksamkeit – eine Schlüsselkompetenz. Indem Menschen Gelegenheit bekommen, Verantwortung zu übernehmen, gesehen zu werden und an Entscheidungen beteiligt zu sein, erlangen sie mehr Handlungsfähigkeit, Zuversicht und Energie, um ihre Ziele zu erreichen.

Die Special Effects des Schulsports

Das ist doch das, was uns allen aus unserem Sportunterricht in Erinnerung geblieben ist: Der Ausflug auf die Eisbahn, die Skiwoche, der Tag in der Jumpfabrik, die Fahrradtour am Main, ….

Diese Erlebnisse bleiben den Kindern und Jugendliche als gute Erinnerung. Du kannst diese Glückshormone der besonderen Erlebnisse nutzen, um die Motivation für die weiteren Einheiten zu steigern. Beispiel: Zum Start für das Thema Dauerlauf gestaltest du einen spannenden Wald- oder Orientierungslauf. Der Spaß und das Erlebnis dieser Stunde können ein positiver Anschub für die fortlaufenden Stunden sein.

Oder bevor der beliebte Bocksprung an der Reihe ist, macht ihr einen coolen Le Parcours-Workshop oder einen Ausflug in die Jumpfabrik…

Und mein beliebtestes Beispiel aus dem Bereich „Rollen-Fahren-Gleiten“. Statt die Rollbretter aus dem Schrank zu holen, lade WHEELUP! in deine Schule ein. Dort wird Koordination, Gleichgewicht und Ausdauer auf Inline-Skates, Scooter, Longboard und Co trainiert. Das ist definitiv ein Erlebnis für deine Klasse.

Also blicke über den Tellerrand hinaus, beziehe deine Klasse aktiv ein und ich kann mir sehr gut vorstellen, dass du Veränderungen feststellen wirst.

Zum Schluss möchte ich dir noch einmal Mut machen.

Du machst einen großartigen Job und hey, für manche Kinder oder Jugendliche ist dein Schulsport der einzige Zugang zu Bewegung. Gerade im Bildungssektor herrscht oftmals dieses „das haben wir ja immer so gemacht“ – aber du darfst deinen Weg immer wieder prüfen, analysieren, reflektieren und Veränderung in den Schulsport bringen.

WHEELUP! YOU.

 

 

* Quelle: Prof. Dr. Ingo Froböse https://www.evidero.de/sport-biorhythmus