Mittwoch morgen – mein Alltag. Für diesen Beitrag benötige ich keine fiktive Schulsport-Situation (s. andere Blogbeiträge) – sie berichtet aus meinem Alltag als Referentin. Story of my life quasi…

 

Ich fahre mit unserem Anhänger auf den Schulhof (falls du unsere Anhänger nicht kennst, sie sind vollgepackt mit jede Menge Spaß und das ist von außen bereits sichtbar). Natürlich fahre ich im Schritttempo, denn ich sehe sowohl eine neugierige Gruppe auf mich zukommen als auch die Jungs die direkt auf dem Schulhof Fußball spielen.

 

Ich halte an, steige aus und will die Jungs gerade fragen, ob sie kurz Pause machen können, bis ich den Anhänger abgestellt habe. Doch in diesem Moment kommt bereits eine Lehrkraft auf uns zu. „Könnt ihr einfach  mal machen, was man euch sagt? Der Ball kommt jetzt zu mir – sofort.“

 

Mein erste Gedanke „Oh wow – Guten morgen“. Die Jungs nuscheln sich was in den Bart von „eh kein Bock auf Rollerfahren“ und ziehen von dannen.

 

Kurzer Smalltalk mit der Lehrerin und ich stelle den Anhänger ab. Als ich die Türen des Anhängers öffne, stürmen die Kids auf mich zu wie Mücken die vom Licht angezogen werden – ich liebe diesen Moment immer sehr (das ist keine Ironie!). Es zeigt mir ihre Neugierde und Vorfreude auf das was ich vorhabe. Ich erkläre ihnen, dass wir noch etwas Geduld brauchen bis es los geht, doch da kommt schon die nächste Lehrkraft mit einer lauten Stimme „So jetzt mal alles 5 Meter zurück!“. („Bitte, Danke“ füge ich in Gedanken hinzu.)

 

Sie holt sogar ein Absperrband und grenzt meinen Bereich ein – jetzt fühle ich mich ein wenig wie im Zoo. Und mit den Worten „Wehe es hängt einer am Absperrband“ verlässt sie den Schauplatz. Ich ziehe meine Kreise über den Schulhof um zu schauen wo wir nach der Pause starten können, da höre ich Gesprächs-Schnipsel von zwei Lehrkräften „Die soll mal schön ihre Göre heut abholen – da kriegt sie erstmal ein paar Takte von mir gesagt“. Eindeutig geht es um eine Schülerin und ihre Mutter…ich kann nichts weiter hören – geht mich ja auch nichts an.

 

Zurück am Anhänger sehe ich von weitem, dass ein paar Jungs am Absperrband kleben und über die Roller fachsimpeln. Seitlich kommt die Lehrkraft von vorhin (ich versuche schneller zu sein und die Jungs vorzuwarnen). „Seid ihr eigentlich bekloppt? Ihr sollt vom Absperrband wegbleiben!“

 

Und so könnte ich weiter von meinem spannenden Vormittag erzählen…

No Bashing please

Es ist kein Lehrkräfte-Bashing – es ist mein Blick als Außenstehende in den Alltag von Lehrkräften und die Feststellung, dass verbale Gewalt den Schulalltag beherrscht (nicht überall!). Ich kann die Herausforderungen nur erahnen, denen Lehrkräfte jeden Tag gegenüber stehen. Von Lehrkräftemangel über anstrengende Elterngespräche, überforderte junge Menschen und ein Lehrplan der keinen Spielraum zulässt. Migration, Inklusion und viel zu wenig Empathie auf allen Seiten. Und genau darum geht es in meinem heutigen Blog. Empathie – auch um Selbstempathie.

 

Mit meinem Team bin ich jeden Tag an einer anderen Schule – selten mehrere Tage hintereinander an der gleichen. Wir haben es „einfach“, wir kennen kaum die Probleme einer Klasse, die Schwierigkeiten von SchülerIn XY und den Stress der Lehrkraft oder der Schulleitung. Wir kommen, sorgen für Spaß und Bewegung und fahren wieder weg. Soweit so gut.

 

Trotzdem möchte ich gerne meinen Blick mit dir teilen:

 

Meine Aufgabe ist es, mich jeden Tag auf eine Gruppe einzulassen. Ich sehe jedes Kind wie es ist, in diesem Moment und ohne Vorgeschichte. In unseren Workshops kommt es natürlich auch zu Unruhen, doch ich kann mich ganz neutral auf Konfliktsituationen einlassen. Ich weiß nicht, dass „Tim immer am sticheln ist“ oder „Josy einfach immer kurz vorm Weinen steht, weil sie eine Sensible ist“. In diesem Moment sehe ich nur diese jungen Menschen vor mir, die evtl. einen Konflikt haben – mit anderen oder mit sich selbst. Ich kann mich darauf einlassen, in Verbindung gehen und meinen persönlichen mentalen Werkzeugkoffer herausholen um den Konflikt zu lösen bzw. sie bei der Lösung zu unterstützen.

 

Was aber würde passieren, wenn ich mehr über die Gruppe weiß, wenn mich z.B. die Lehrkraft vorwarnt „der Jonas wird sicherlich Probleme machen“ und „die Ina wird sicherlich abbrechen, die schafft das einfach nicht“? (Wir bekommen leider oft diese Vorwarnungen, auch wenn wir sie nicht möchten.) Mein Gehirn würde diese Infos aufsaugen und mein Verhalten, meine Reaktion auf Situationen beeinflussen. Es kam bereits vor, dass mich manche Vorwarnungen über SchülerInnen sogar vorweg so gestresst haben, dass der Zugriff auf meinen Werkzeugkoffer blockiert war. Mittlerweile weiß ich, wie ich diesen Zugang (meinen Flow) jederzeit zurückerlange und kann über die Vorwarnungen entspannt hinwegschauen/hören.

 

Und daher ist meine These für diesen Beitrag folgende: Die größte Herausforderung im Umgang mit Konflikten im Kontext Schule ist die Unvoreingenommenheit gegenüber meiner Mitmenschen.

Gewaltfreie Kommunikation nach Rosenberg

Mein größtes mentales Werkzeug im Alltag mit jungen Menschen ist die gewaltfreie Kommunikation, die es mir ermöglicht in Verbindung zu kommen und mir Leichtigkeit gibt. Mit ihr kann ich Konflikte lösen und dabei die Bedürfnisse aller Beteiligten im Blick behalten (so gut ich es eben kann).

 

Für die gewaltfreie Kommunikation braucht es eine gewisse innere Haltung, die oftmals jedoch durch Vorerfahrungen oder Prägungen blockiert wird. Du brauchst Respekt (gegenüber deinem Mitmenschen und dir selbst), Achtsamkeit (auch bzgl. der Beobachtung) und eine gute Portion Einfühlungsvermögen. Leider sind das  Eigenschaften, die uns oftmals auf dem Weg des Erwachsenwerdens (unbeabsichtigt) verloren gehen.

 

Wenn du nun blockiert bist, weil du einfach schlechte Erfahrungen hast mit deinem Gegenüber, ist der erste Schritt:

 

Mach dich frei davon.

 

Gib deinem Gegenüber jeden Tag eine neue Chance

Du darfst deine Gefühle annehmen, sie sind aus einem bestimmten Grund da. Werde dir dem kurz bewusst, dann atme tief ein und schiebe diese Gedanken oder Gefühle, die du mit deinem Gegenüber verbindest, liebevoll auf die Seite, um Platz für Neues zu machen. Es geht nicht darum, etwas zu überspielen oder einfach nur „nett“ zu sein – es geht um Authentizität. Es geht um Bedürfnisse, Werte und Wünsche, die du offen kommunizieren darfst, dein Gegenüber aber eben genauso.

 

Spürst du innere Wut oder Stress, weil du z.B. mit SchülerIn XY immer wieder an diesen einen bestimmten Punkt kommst? Dann gilt es zuerst, dich selbst zu regulieren (z.B. mit Atemtechniken – dazu folgt bald ein spannender Blog).

 

Und dann: Back to the Start! Gib deinem Gegenüber die Chance auf einen Neuanfang – möglichst jeden Tag.

 

Erst wenn du dich selbst reguliert hast und du deinem Gegenüber möglichst offen gegenüber stehst, kannst du Konflikte z.B. mit den Ansätzen der gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg lösen. Ich skizziere dir, wie es möglich ist. Die Umsetzung ist aber ganz individuell.

Die 4 Schritte der gewaltfreien Kommunikation

Der Ansatz der GfK stammt bereits auf den 70er Jahren von M. B. Rosenberg und ist inzwischen weltweit bekannt – und doch selten gelebt.

 

Zusammengefasst geht es um diese 4 Schritte:

 

  • Beobachtung
  • Gefühl
  • Bedürfnis
  • Bitte

 

  1. Das heißt sobald du die Basis zur GFK hast (s. oben BACK TO THE START) kannst du in die Beobachtung gehen. Was siehst du – kommuniziere es:

 

z.B. „Ich beobachte, dass ….

 

… du dich ärgerst, wenn du das Spiel verlierst und dann andere schubst.“

 

  • Wichtig du kannst nur Situationen beobachten, versuche nicht direkt in die Interpretation zu gehen – wie z.B. „ich sehe, dass du dich mit Tim nie verstehst, weil ihr einfach zu unterschiedlich seid…“

 

  1. Jetzt darfst du dein Gefühl dazu äußern (oder auch das Gefühl deines Gegenüber versuchen wahrzunehmen):

 

z.B. „Das löst bei mir das Gefühl von Unzufriedenheit aus, …“

 

Ja richtig – du darfst hier über deine Gefühle sprechen. Was passiert bei dir? Stichwort Selbstempathie.

 

  • Wichtig: Komme nicht von deinem Gefühl in die Beschuldigung: z.B. „Du machst mich damit wütend.“ Es geht hierbei rein um dein Feeling – was passiert bei der beobachtenden Situation, welche Gefühle entstehen.
  • TIPP: Du könntest auch über das GEfühl deines Gegenüber sprechen, wenn es es wahrnimmst. z.B. mit einer Fragen „Das Verlieren macht dich wütend, oder?“

 

  1. Wenn du dein Gefühl zu dem vorher Beobachtenden genannt hast, kannst du dein Bedürfnis dazu nennen.

 

„Ich möchte gerne Harmonie und dass alle ihren Spaß beim Spielen haben“

 

  1. Zum Schluss darfst du den konkreten Wunsch dazu äußern. In dieser Situation könnte das sein:

 

„Ich wünsche mir, dass wir gemeinsam lernen wie man mit Gewinnen und Verlieren umgehen kann, ohne wütend zu werden. Darf ich dir dabei helfen?“

 

  • Sei dir an dieser Stelle bewusst: Auch das Nichterfüllen deiner Bitte oder deines Wunsches ist in Ordnung. Es geht in dieser Situation erstmal um empathisches Begegnen.

 

Die gewaltfreie Kommunikation ist für viele kein Element der eigenen Erziehung gewesen. Leider ist unsere Kultur vielmehr auf Fehlersuche und Schuldzuweisungen spezialisiert. Und dennoch kann man die Art der eigenen Kommunikation trainieren. Vielleicht gelingt es dir nicht immer, ausführlich in allen 4 Schritten (wir sind alle nicht perfekt) Konflikte zu begleiten. Aber wenn du die Empathie in den Vordergrund stellst, deine eigenen Beobachtungen, deine Bedürfnisse und die des Anderen sachlich schilderst, bist du auf dem besten Weg.

Ich wünsche mir für unsere Schulen der Zukunft mehr (Selbst)Empathie und gewaltfreie Kommunikation. Jeder (junge) Mensch bringt seinen eigenen mental vollgepackten Rucksack mit in die Schule. Wir können nicht in die Köpfe der Kinder und Jugendliche schauen, aber wir können in Verbindung kommen, Konflikte gewaltfrei und gemeinsam lösen bzw begleiten und ein Vorbild werden.

 

Denn was lerne ich, wenn jemand empathisch mit mir umgeht? „Hey – der versteht mich und das tut mir gut. Vielleicht probiere ich das auch mal bei meinen Mitmenschen.“ ????

 

Und das, was wir „hintenrum“ über Menschen sprechen (s. „die Göre“ von oben) ist übrigens auch von Bedeutung, denn Achtung: Unser Gehirn hört immer mit. Du stopfst es dadurch nur unnötig mit schlechten Vibes zu – „Gedankengift“. Das wiederum blockiert dein rationales und logisches Denken. Das brauchst du aber soooo dringend bei all deinen alltäglichen Herausforderungen!

 

Also weniger Energie und Zeit mit Lästern und Schimpfen verbringen – lieber mehr Zeit in echter Verbindung und Leichtigkeit erleben. ????

 

WHEELUP! YOU.

Mühltalschule, Turnhalle. Heute im Schlepptau meine Klasse 9a. In den letzten Wochen haben wir intensiv die Tennis-Grundlagen erlernt. Alle rennen los, um sich den besten Schläger zu sichern. Doch heute beginne ich die Stunde anders. Ich bitte alle, sich einen Partner/ eine Partnerin zu suchen und im Kreis zusammen zukommen. „Jeder bekommt nun einen Igelball von mir. Ich möchte, dass ihr euch gegenseitig den Schulterbereich massiert. Das wird die Muskulatur lockern und euch auf die heutigen Übungen vorbereiten.“ Verdutzte Gesichter erblicken mich, nicht lange dauert es und die ersten Kichereien fangen an. „Och ne, Herr Müller das ist ja voll strange.“ „Fällt das schon unter sexuelle Belästigung? Ich frage für eine Freundin.“ „Ihhhh Marcel, du riechst. Ich will nicht.“

 

Nunja, wirkliche Gegenargumente habe ich jetzt nicht. Also versuche ich meine Klasse zu beruhigen und lasse es ihnen frei, ob sie da mitmachen oder nicht. Ein Versuch war’s wert, aber warum ist jeder so verschlossen gegenüber Berührung? Hmmm, sicherlich spielt die Pubertät eine große Rolle. 

 

Zu Gast im heutigen Blogbeitrag: Christiane Hosemann von KidsRelax. Sie ist Trainerin für Stressmanagement, für Entspannungsverfahren (u.a. Progressive Muskelentspannung, Autogenes Training), Yogalehrein (BYV), u.a. und arbeitet tagtäglich mit Kindern und Jugendlichen.

Berührung als Ur-Erfahrung steckt tief in uns drinnen

Vielen (vor allem jungen) Eltern ist der Begriff Bonding kein Fremdwort – es geht um den Haut an Haut Kontakt in den ersten Stunden eines Neugeborenen, der einer Überlebensstrategie gleicht. Vor allem Frühgeburten hilft dieser Kontakt sich selbst zu regulieren und besser zu atmen – aber woher kommt das.

 

#FACT: 1cm Haut hat 3000 Hautsinneszellen.

 

Aus wissenschaftlicher Sicht können wir unsere Hirnströme bei Berührung messen und sehen klar, dass hier unser vegetatives Nervensystem anspringt. Der Parasympathikus als unser „Ruhenerv“  wird angesprochen und sinkt Herz-, sowie Atemfrequenz.

 

Wir befinden uns im aktiven Stressabbau und Abwehrkräfte werden gestärkt. Also nichts wie los, Umarmungen sammeln, Händeschütteln, eine wohltuende Massage nach Feierabend einfordern oder die Geborgenheit des eigenen Partners genießen.

 

Dreimal darfst du aber nun raten, was wir tagtäglich mehr berühren:

 

Die Haut anderer oder unsere Smartphones? ????

Sportunterricht und Berührung: ein Tabu?!

Herausfordernde Zeiten (Pandemie) liegen hinter uns, der menschliche und zugleich analoge Vorgang wurde unterbrochen. Durch die Digitalisierung blieben wir im Kontakt, doch Berührungen verschwanden. Aber auch ohne Pandemie kämpfen Menschen schon viele Jahre in der sogenannten „Kaktusphase“ mit dem Thema Berührung:

 

Wenn Kinder zu jungen Erwachsenen heranwachsen und in die Pubertät kommen, fällt es Eltern und Lehrkräften oft schwer, einen gewissen Zugang zu erhalten. Die Unsicherheiten mit dem eigenen Körper, Aussehen und meist auch dem veränderten eigenen Geruch überwiegen.

 

Aber Achtung, auch wenn Selbstzweifel und Unsicherheiten groß sind, bleiben Bedürfnisse wie Sehnsucht und Geborgenheit erhalten.

 

In den Schulen herrschen jedoch Hemmungen auf beiden Seiten vor körperlichen Situationen. Viele Lehrkräfte distanzieren sich von Anfang an aus Angst vor Strafbarkeit und leisten keine oder nur die nötigsten Hilfestellungen. Ein großes Spannungsfeld, welches klarer Ausrichtung bedarf.

 

Dabei zählen Sportlehrkräfte doch eigentlich zu den sogenannten „Berufsberührenden“. Deren Berührungshandeln einer sozialen Normierung und Rationalisierung unterliegt. Was heißt das eigentlich genau… ist anfassen und zupacken immer erlaubt und sinnvoll?

 

Liest man im Beamten Portal heißt es: „ob Körperkontakt zwischen Schüler und Lehrer angemessen ist, entscheidet die jeweilige Situation.“ Stell dir dafür vielleicht folgende Fragen:

 

  • Benötigt ein Schüler/ eine Schülerin Hilfe?
  • Ist Aufmunterung und Trost nötig?
  • Läuft jemand Gefahr, sich zu verletzen?

 

Im Alltag sprechen wir oftmals über Worst Case Szenarien (was wenn die Schülerin mich anzeigt wegen sexueller Belästigung) und verlieren den Blick für das Wesentliche. Somit ist das Thema Angst vor unangenehmen Berührungen also auf beiden Seiten präsent. Es benötigt altersgerechte Sensibilisierung, Aufklärung und Transparenz. Vieles wird einfach „schon immer so gemacht“ und gar nicht thematisiert.

 

Nehmen wir das Beispiel Schwimmen. Wir hinterfragen nicht die Wichtigkeit des Schwimmen-Lernens. Aber bedarf es nicht etwas mehr Aufklärung und Sensibilisierung bevor man eine Klasse halbnackt im Schwimmbad loslässt. Was vorher noch gut unter dicken Wollpullis und weiten Hosen verdeckt war, wird nun entblößt und zu Schau gestellt ohne Rücksicht auf Verluste. Das kann für viele Kinder und Jugendliche zu Verstörungen führen.

Kann Sportunterricht mehr (Ver)Bindung schaffen?

Wir sind Körperwesen, wachsen damit auf und Körperlichkeit gehört zum Gruppengefühl dazu. Doch ohne fehlendes Wissen und Absprachen, separieren wir uns immer mehr selbst. Damit wird der bewusste Wandel Richtung Achtsamkeit unterbrochen. Natürlich machen es die aktuellen Gegebenheiten nicht immer einfach, wir bewegen uns in einer Pandemie Blase. Umarmungen oder Handbewegungen haben uns „früher“ den Start in eine Kommunikation erleichtert. All das muss sich erst wieder neu finden.

 

Aber GOOD NEWS: Auf lange Sicht gesehen lassen sich unsere Impulse nicht unterdrücken.

 

Betrachten wir unseren Hormonhaushalt, kennen wir alle das sogenannte Oxytocin. Auch Friedlichkeitshormon oder Bindungshormon genannt. Durch Ausschüttungen herrscht nachweislich eine geringere Gewalt Bereitschaft. Frieden beginnt auf körperlicher Ebene.

 

Die Profis machen es vor:

Schaut euch im Profisport um: Körperbetonte Rituale sind ein fester Bestandteil. Teams umarmen sich vor Wettkämpfen oder geben sich High Five. Das fördert die Verbindung, den Teamgeist und motiviert. Praxisimpuls: Findet doch mit einer kleinen Hausaufgabe gemeinsam heraus, welcher Sport, welche körperlichen Rituale nutzt und sammelt die Ergebnisse in der nächsten Sportstunde – nachmachen erlaubt.

 

Im Sport haben wir optimale Bedingungen, um Strategien der Stressbewältigung einzubauen. Zum Beispiel kannst du mit deiner Gruppe nach intensiven Sporteinheiten mit kleinen Massagen beginnen. Frage aktiv in die Gruppe und stelle vorhandene Hilfmittel (z.B. Bälle) vor. Sollte es zu Beginn schwierig sein, empfehlen wir dir den Einstieg in den spielerischen Kontext. Den Yoga Baum als Gruppenarbeit oder Rückenhebung mit Schaukeln.

Kleine Rituale erleichtern den Start.

Es muss nicht die klassische Massage sein, Berührungskontakte über Spiele sind ebenso möglich. Ein Beispiel:  Die Ellenbeuge von Schüler/in A liegt frei. Diese malt sich mit einem Stift einen Kreis auf den Arm. Die Stelle sollte als sensibel gewählt sein. Schüler/in B nimmt nun einen Gegenstand (Stift, Feder, etc.) und spaziert über den Arm von Schüler/in A. Mit verschlossenen Augen muss nun Schüler/in A ein Zeichen geben, wenn er/sie denkt, Schüler/in habe mit dem Gegenstand den Kreis erreicht. Die Kniekehle ist auch als Alternative möglich. Die Übung bringt eine spannende Erfahrung und das Bewusstsein wird gefördert. Wann berührt mein Gegenüber den Kreis oder vielleicht liegt mein sensibelster Punkt ja auch ganz woanders?

 

Diese Erfahrungen wirken sich positiv auf die eigene Körperwahrnehmung aus, besonders für Kinder und Jugendliche, welche oft erfahren müssen, dass Bedürfnisse nicht gehört oder gesehen werden. Sie beziehen z.B. die Reaktionen ihrer Eltern auf sich und „stumpfen“ ab bzgl. körperlicher Berührungen. Positive Erfahrungen stärken die Wahrnehmung nachhaltig.

 

Körper und Geist kommen in Einklang.

 

Fazit im Schulalltag

Das A und O sind klare Regularien. Rede mit deiner Gruppe, sie haben vielleicht dieselben Sorgen und Gedanken wie du. Je nach Alter solltest du unterschiedliche Ansätze wählen, deiner Gruppe auf Augenhöhe begegnen und ansprechen, was genau gewünscht wird.

 

Wir möchten dich ermutigen, die Möglichkeit für Berührungen zu schaffen! Aus Verunsicherung nichts zu tun, wäre auch nicht richtig. Gemeinsam dürfen wir lernen, dass Berührungen gut tun können.

 

WHEELUP!YOU.